Veranstalter ist das Antirechts-Bündnis gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und der Kur- und Tourismusgesellschaft (KurT), die die Kleine Wandelhalle zur Verfügung stellt; Anlass der 1.. September, an dem in Deutschland der Antikriegstag begangen wird. Die Ausstellung erinnert mit Zitaten und Fotos an die Zeit von 1943 bis 1949 und dokumentiert die Barbarei des NS-Regimes, die Leiden der Zivilbevölkerung wie auch das Kriegsende und den Neuanfang, aber auch „den Beginn des totalen Vergessens”, wie es Buchholz ausdrückte. Unter anderem rief er die Straffreiheits-Gesetze zu Beginn der Fünfzigerjahre ins Gedächtnis. Erst der Ulmer Einsatzgruppenprozess 1958 brachte den Wendepunkt in der justiziellen Aufarbeitung des Nationalsozialismus‘. Es habe einiger Generationsverschiebungen bedurft, ehe „größte Milde und moralische Versäumnisse” von einem wachsenden Bewusstsein für die Dimensionen der systematischen Verfolgung und Ermordung der Juden sowie einer kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit abgelöst wurden. Die Nicht-Erinnerungskultur der jungen Bundesrepublik spiegelte sich im Kleinen auch in Bad Nenndorf wider, wie Buchholt skizzierte. In den Protokollbüchern des Rates der damaligen Zeit fehlten beispielsweise „augenscheinlich von grober Hand herausgerissen” viele Seiten. Selbst als 1997 ein Gedenkstein für verfolgte und ermordete Juden im Stadtzentrum aufgestellt worden war, „sollte es noch über ein Jahrzehnt dauern, bis sich auch (…) eine entsprechende Erinnerungskultur etablierte”. Die entscheidenden Auseinandersetzungen begannen für Buchholz 2006, als aus den Gegenprotesten zu den Nazi-Aufmärschen zum Wincklerbad in Bad Nenndorf das „BNib”-Bündnis erwuchs. Zunächst „nicht mit Beifall” bedacht, sei es für dieses eine „wahre Kärrnerarbeit” gewesen, die „kulturelle Hegemonie in der Stadt zu erlangen”. Wie wichtig Widerstand ist, will auch die Ausstellung vermitteln. Ein Kapitel präsentiert Porträts von Menschen wie Kurt Kretschmann, zeitlebens ein Kriegsgegner, der sich mehrere Monate in einem Erdloch versteckte. Andere Bilder zeigen schonungslos die Zeiten und Folgen des Krieges: Verwundete nach schweren Kämpfen, hungernde Kinder, von deutschen Soldaten ermordete Bewohner eines Dorfes in Weißrussland. Heimkehrer und zerstörte Straßen ab 1945. Wie in einem Behelfsbau Suppe aus Eimern gegessen wird und wie 1947 Hausfrauen gegen den Schwarzhandel demonstrieren. „Um die Erinnerung daran nicht verblassen zu lassen”, habe sich die KurT sofort bereiterklärt den Raum zu stellen, berichtete deren Geschäftsführer Benjamin Lotz. Er mahnte mit Blick auf die jüngsten Demonstrationsgeschehnisse vor dem Reichstag, dass es wichtiger denn je sei, dass jeder einzelne für die Demokratie einstehe. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 16. September, mittwochs bis sonntags von 15 bis 19 Uhr. Foto: jl