Hintergrund ist seinerzeit gewesen, dass die 18 bis 24-jährigen Autofahrer in Deutschland zu einer „Hochrisiko-Gruppe” gehören, mit 20.000 Toten und Schwerverletzten im Jahr.
Harting räumte ein, anfangs sehr skeptisch gewesen zu sein. Nach den Erfahrungen mit den Zweiradfahrern hätten er und seine Berufskollegen die Lernbereitschaft dieser Gruppe angezweifelt. Man habe auch nur mit einer Beteiligungsquote fünf bis zehn Prozent der 17-Jährigen gerechnet. Es sei aber, so Harting, alles genau umgekehrt gekommen.
Ein Drittel des Jahrgangs hat sich an dem Projekt beteiligt und ist mit einer „tollen Einstellung” bei der Sache gewesen. Mit 16,5 Jahren kann die Ausbildung – Theorie und Praxis – beginnen. Die theoretische Prüfung kann ein viertel Jahr und die praktische Prüfung vier Wochen vor dem 17. Geburtstag stattfinden. Danach kann das „begleitende Fahren” beginnen. Es können neben Vater und Mutter auch andere Personen als Begleiter benannt werden.
„Je mehr Begleitpersonen, desto mehr Fahrpraxis mit unterschiedlichen Personen und das Kennen lernen verschiedener Verhaltensweisen”, zeigt Harting die Vorteile auf.
Untersuchungen der Universität Gießen haben ergeben, dass in Niedersachsen die Verkehrsverstöße um 22,7 Prozent und die Anzahl der Unfälle der 18-Jährigen um 28,5 Prozent zurückgegangen sind. Wilfried Harting: „Die Führerscheinneulinge sind dreimal besser ausgebildet als noch vor 15 Jahren.”
Nach den guten Erfahrungen in Niedersachsen machte der Bundesrat 2005 den Weg für die anderen Länder frei. Bis auf Baden-Württemberg, das zum 1. Januar 2008 folgen will, zogen alle Bundesländer nach, und es gibt auf einmal Lob von allen Seiten. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) geht davon aus, dass das zunächst bis 2010 befristete Projekt weitergeführt wird.
Pörtner und Harting bedauerten, dass nach der bundesgesetzlichen Regelung die zuvor in Niedersachsen praktizierte 90minütige Einweisung der Begleiter weggefallen ist. Foto: hb/m