BECKEDORF. Mitte des 19. Jahrhunderts taucht Ludwig Harms, der Gründer der evangelisch-lutherischen Hermannsburger Mission, erstmals in Beckedorf auf. Bei der Durchreise durch die Region soll sein Gefährt, so wird erzählt, nahe des Dorfes einen Achsenbruch erlitten haben. Harms übernachtete in Beckedorf, knüpfte erste Kontakte mit der örtlichen Christengemeinde und damit begann eine Beziehung zwischen Harms und dem Missionshaus in Hermannsburg einerseits und der Beckedorfer Kirchengemeinde andererseits, was sich noch heute in regelmäßig gefeierten Missionsfesten widerspiegelt. In diesem Jahr erinnerte die Gemeinde mit ihrem Fest an den 200. Geburtstag von Ludwig Harms, dessen Bild in der Beckedorfer Godehardi-Kirche hängt. Der Festgottesdienst war gut besucht, 190 Gläubige lauschten den Worten von Dr. Jobst Reller, Pastor und Dozent am Missions-Seminar in Hermannsburg. Parallel dazu wurde ein Kindergottesdienst abgehalten. Das Fest endete mit einem gemeinsamen Mittagessen und Kaffeetrinken. Die Vorbereitung des Festes lag in den Händen der Pastoren Falk Nisch (Beckedorf) und Rainer Diekmann (Heuerßen). Erstmals nahmen Mitglieder der Kirchengemeinde Heuerßen an dem Missionsfest teil. Die Weltläufe des frühen 19. Jahrhunderts mit der Kolonialisierung fremder Länder bringen Harms zu dem Entschluss zu missionieren, heidnischen Völkern das Evangelium zu bringen. Als 41-Jähriger gründet er das Missionshaus. Ihm ist die Gabe gegeben, die Menschen mit seiner lebendig-volkstümlichen Sprache schnell zu erreichen. Im Laufe der Zeit gelingt es ihm so viel Geld zusammen zu tragen, dass damit der Bau eines eigenen Schiffes begonnen werden kann. Dieses wird dann später Missionare nach Afrika transportieren. Neben seiner missionarischen Tätigkeit zeigt Harms viel Einsatz in sozialen Belangen. Der Glaube und das soziale Engagement ergänzen sich bei ihm. Er errichtet eigens ein Haus für junge Straffällige und kümmert sich um die jungen Menschen. Ludwig Harms, da ist sich Pastor Falk Nisch sicher, hätte es nicht gewollt, dass die Beckedorfer seinen 200. Geburtstag mit einem Missionsfest feiern. Ihm wäre es wohl, so Nisch, als „eitle Zeitverschwendung erschienen”. Das Missionsfest gestattet der Gemeinde aber den Blick über den Tellerrand hinaus, sagt er. Das Sehen und Erkennen, wie andere Menschen glauben und handeln, ermöglicht den Beckedorfer Gemeindemitgliedern den eigenen Glauben zu leben. Da ist sich Nisch sicher: „Wir können eine ganze Menge dabei lernen.” Die Kollekte des Gottesdienstes kam der Hermannsburger Missionsarbeit zugute. Insgesamt fanden sich 834,66 Euro im Klingelbeutel, darunter eine Einzelspende in Höhe von 150 Euro. Das Geld soll mit dazu beitragen, eine Bibelübersetzung für einen kleinen Volksstamm in Äthiopien zu erstellen, der bisher über keine Bibel verfügt. Foto: privat
Ein Gemälde in der Godehardi-Kirche erinnert an Ludwig Harms.