In der gemeinsamen Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses und des Kindergartenbeirates der Gemeinde Auetal wurde noch einmal ausführlich der Antrag der CDU-Fraktion diskutiert, die offene Jugendarbeit in der Gemeinde einzustellen. CDU-Ausschussmitglied Torben Sven Schmidt nahm noch einmal Stellung zu dem Antrag seiner Partei, der im Kern vorsieht, die Jugendarbeit den Vereinen zu überlassen und dafür ein Teil des Geldes zu verwenden, die die offene Jugendarbeit in den zwei Jugendzentren in Rolfshagen und Rehren verschlingt.
„Die CDU ist der Meinung gewesen und ist es vom Grundsatz her auch weiterhin, dass eine offene Jugendarbeit eine gute Ergänzung zur Vereinsarbeit sein kann. Aus diesem Grunde haben wir die offene Jugendarbeit vor vier Jahren auch gefordert”, so Schmidt, der rückblickend aber keine Erfolge feststellen kann. „Nach gut zwei Jahren Praxis waren wir mit der Arbeit nicht zufrieden und haben auch konkrete Vorschläge gemacht, wie man das Angebot für Kinder und Jugendliche qualitativ verbessern und die Teilnehmerzahl in den Zentren erhöhen kann”, so Schmidt weiter. Jetzt stehe man an einer Grenze, die anfallenden Kosten in einem angemessenen Verhältnis zum Erfolg des Projektes messen zu müssen. Die CDU ist inzwischen der Meinung, dass das Projekt gescheitert ist. „Die Politik muss vor dem Hintergrund eines seit Jahren bestehenden Haushaltsdefizites den Mut haben, ihre einst getroffenen Entscheidungen zu korrigieren”, so der CDU-Ratsherr. Die offene Jugendarbeit kostet die Gemeinde jedes Jahr 30.000 Euro. In den vergangenen Jahren wurden somit 100.000 Euro ausgegeben. Die Verwaltung und auch die SPD-Fraktion sehen dagegen die offene Jugendarbeit in einem ganz anderen Licht und stellen die Notwendigkeit nicht infrage. Ganz im Gegenteil, die offene Jugendarbeit sei eine sinnvolle Freizeitgestaltung für Jugendliche und eine ganzheitliche Bildungsarbeit. Mädchen und Jungen hätten ein Recht auf Erfahrungen und Orientierungen und auf Freiräume, die es ihnen ermöglichen, sich auszuprobieren und ihren eigenen Weg zu suchen. „Offene Jugendarbeit begleitet Jugendliche bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit”, so Auetals Bürgermeister Thomas Priemer. Ähnlich sieht es auch der Kreisjugendpfleger Andreas Woitke, der eingehend die Fragen der SPD und ihres Sprechers Rüdiger Teich beantwortete. Auch wenn sich die erhoffte Teilnehmerzahl noch nicht eingestellt habe, so will die Auetaler Jugendpflegerin Anne Matthias weiter den Kontakt zu den Jugendlichen suchen und ihnen Angebote unterbreiten. Dazu gehören auch Präventionsprojekte mit der Polizei, der Schule und dem Jugendamt. Die Leiterinnen der Kindergärten in Rehren, Berg-Jodkuhn und die Kita-Leiterin in Rolfshagen, Beate Schürmann plädierten beide für eine Jugendeinrichtung, denn aus ihrer Sicht haben Jugendliche in unserer Gesellschaft Anspruch auf einen Jugendtreff und werde es in Zukunft immer mehr Kinder geben, die sich nicht an Vereine binden wollen. WGA-Ausschussmitglied Jürgen Menke hat eigene „Erhebungen” durchgeführt und festgestellt, dass rund 500-800 Kinder und Jugendliche wöchentlich mehrmals die Angebote der Vereine wahrnehmen und dort gut aufgehoben sind. „Unsere demokratisch erzogenen Kinder geben uns doch selbst die Antwort, was ihnen lieber ist, das Jugendzentrum oder der Verein”. Für Ursula Sapia ist es geradezu erschreckend, dass die CDU nicht den Inhalt der Arbeit sieht, sondern den Erfolg vom Geld abhängig macht. „Kinder brauchen einen eigenen Treffpunkt und wir können nicht alles auf die Ehrenamtlichen schieben”, so die ehemalige Bürgermeisterin, die nicht an der Jugendarbeit sparen möchte. Torben Sven Schmidt wollte diesen „Angriff” so nicht stehen lassen und gab vielmehr zu verstehen, dass es erschreckend ist, dass man trotz der entstehenden Kosten offensichtlich nicht mehr die Frage diskutieren darf, ob dieses Projekt angemessen oder unangemessen ist. Mit Stimmen der SPD, einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde der Antrag der CDU abgelehnt. Nun hat der Rat der Gemeinde in seiner Sitzung darüber zu entscheiden, ob es auch in Zukunft offene Jugendarbeit im Auetal gibt. Foto: tt