BAD NENNDORF (Ka). Hunderte Bürger versammelten sich zur Kundgebung am Jüdischen Mahnmal in der Kurhausstraße, um solidarisch und friedlich gegen den Neonazi-Aufmarsch zu demonstrieren.
Der Tag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst im Kurpark. Superintendent Andreas Kühne-Glaser setzte einen deutlichen Appell "Rechtsextremismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist und sieht Rassismus als Sünde. Die Bürger setzten im Anschluss ihr Demonstrationsrecht bei einer Auftaktkundgebung in der Bornstraße fort. Steffen Holz vom Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der federführend als Organisator der Kundgebung fungierte, begrüßte am Vormittag die Redner mit Bürgermeisterin Gudrun Olk, Samtgemeindebürgermeister Bernd Reese, wie auch MdB Sebastian Edathy in der Menschenmenge. Reese untermauerte, dass Demokratie wehrhaft sein muss, dies sieht auch die Verfassung vor. "Wer schweigt schafft den Nährboden für Gewalt", formulierte er in Anbetracht jener Bürgermeinung, die die Propagandafeier der Neonazis lieber mit Ignoranz strafen wollen. Wir schaffen mit unserer Kundgebung und den bunten Darbietungen gegen Rechts keinen Nährboden, wir zeigen sehr deutlich Farbe und Gesicht, denn Bad Nenndorf ist und bleibt bunt. Unterstützung erhielt die Kundgebung auch mit dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Trittin und dem Vorsitzenden des NSU-Untersuchungsausschusses Sebastian Edathay (SPD) in der Kurhausstraße. Sie werfen den Neonazis eine elementare Geschichtsfälschung vor, denn sie machen aus den Tätern Opfer. Trittin fordert eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema "Rassismus" und ein NPD-Verbot. Zudem blieb die Aktenschredder-Affäre des Verfassungsschutzes nicht unerwähnt, wobei es mit dem Wechsel der Führungsspitze nicht getan ist. Reese Statement "An 364 Tagen gehört die Bahnhofstraße uns", wurde auch von Edathy getragen, der vehement forderte: "Wir sind weder bereit unsere Straßen und Plätze diesen Menschenfeinden zu überlassen, noch die Herzen und Köpfe der nachwachsenden Generation!" Rechtsextremismus dürfe nicht als Normalität akzeptiert werden.
Den Rechtsradikalen wurde bereits am Bahnhofsvorplatz viel Farbe entgegengebracht, die dem braunen Gedankengut einen Sinneswandel und ein Umdenken liefern sollte. Von Vielfalt und Partystimmung getragen, wirkten die Bürger in eigener Manier gegen die unerwünschte Gruppierung. Ihr Motto: Feiern statt trauern! Sie holten zum friedlichen Gegenzug aus und präsentierten an der Bahnhofstraße ausgelassen Gartenpartys, Geburtstage, Happy Holliday-Events und Grillvergnügen. Dieser Einsatz verzögerte wegen des Lautstärkepegels abermals die Trauerzeremonie der Rechtsextremisten am Wincklerbad. Die Polizei war gut aufgestellt und richtete ihr Augenmerk auch aus der Luft mit Hubschrauber-Einsätzen auf Unruhen und Aktionen. Foto: ka/bb