Die Dohlen hätten bereits mit dem Nestbau quasi in Giebelwand des Gebäudes begonnen, erklärte die Nabu-Ortsgruppenvorsitzende Andrea Goike gemeinsam mit den an der Aktion beteiligten Nabu-Mitgliedern Werner Rehse und Wolfgang Bader im Pressegespräch. Weitere tierische Untermieter wie Fledermaus, Turmfalke und Schleiereule sollen folgen. Ein Projekt des Nabu Deutschland in Kooperation mit dem „Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen” unter dem Motto „Lebensraum Kirchturm” hatte sie zu der Aktion an der Bad Nenndorfer Kirche angeregt. In früheren Zeiten hätten Kirchen und Kirchtürme mit ihren zahlreichen Hohlräumen und Spalten als Unterschlupf für viele Vögel und Fledermäuse gedient. Bei der Sanierung und Modernisierung dieser Gebäude würden solche Durchlässe größtenteils beseitigt, so dass die tierischen Untermieter heute häufig vor verschlossener Tür stünden, erklärte das Nabu-Team aus der Samtgemeinde Nenndorf. Das Projekt „Lebensraum Kirche” ziele darauf ab, den Tieren wieder Einfallstore zu schaffen. Als sie an die Kirchengemeinde herangetreten seien, in diesem Sinne an der Kirche in Bad Nenndorf aktiv zu werden, hätten sie erwartet, Überzeugungsarbeit leisten zu müssen, so Andrea Goike. „Das war aber nicht nötig”, hielt sie fest. Bei der Kirchengemeinde habe der Nabu mit seiner Initiative „offene Türen eingerannt”, erklärte Pastorin Sabine Lambrecht. So legten die Nabu-Mitglieder los. Werner Rehse zimmerte Nistkästen, die hinter einen Durchlass in der Kirchturmwand montiert wurden. Schleiereule und Falke haben so die Möglichkeit, hier in der Höhe zu nisten, können allerdings nicht ins Gebäudeinnere gelangen. Für die Dohlen waren schon von alters her Durchgänge vorhanden. Diese waren allerdings von Vogeldreck so gefüllt, dass die Dohlen hier keine Nester mehr bauen konnten. Die Verschmutzungen beseitigten die Nabu-Helfer und brachten gleichzeitig Drahtgitter an der Innenseite des Kirchengiebels an. Die Dohlen ergriffen bald die wieder eröffnete Möglichkeit zum Nestbau „in der Wand”. Für Fledermäuse wurde eine Reihe von kleinen Schlitzen geschaffen, so dass diese ins Gebäude gelangen können, um nach der nächtlichen Jagd im Dachstuhl zu „übertagen”. Die Nistmöglichkeiten für die Vögel sind so angelegt, dass diese dort ihre Nester bauen und bewohnen können. Gleichzeitig wird der weitere Zugang ins Gebäude verwehrt, so dass diese nicht in der Kirche umherfliegen. Während die Dohlen schnell zugriffen, können sich der Einzug von Schleiereule, Falke und Fledermaus durchaus noch längere Zeit hinziehen, erklärte das Nabu-Team. Wenn ein Falke einmal die Nistmöglichkeit nutzt, könnte dessen Leben von einer größeren Öffentlichkeit verfolgt werden. Nabu und Kirchengemeinde denken über die Installation einer Minikamera nach, welche die Geschehnisse im und am Nest in Echtzeit auf die Internetauftritte der beiden Organisationen übertragen könnte.Foto: bb