Das Geräusch der Motoren klingt aber nicht erst seit diesem Jahr wie Musik in seinen Ohren, sondern bereits seit seiner Kindheit. Zum Rennenfahren ist er, wie fast jeder Pilot, über den Kartsport gekommen. Früher war er mit seinem Onkel auf der Kartbahn in Minden anzutreffen. „Aber die Leidenschaft für den Motorsport war bereits vorher vorhanden”, sagt der Champion. Seinem Manger Dennis Rostek ist er 2005 erstmals aufgefallen. Zu diesem Zeitpunkt fuhr Rast gerade im Polo-Cup mit, gewann diesen und danach folgte die Teilnahme am Seat-Cup. Doch dafür braucht es auch eine Menge Geld, die Saison kostet um die 130.000 Euro und das Auto musste man auch selbst anschaffen, was rund 60.000 Euro schluckt. Rostek verschafft Rast Unterstützung, indem er Porta Möbel als Sponsor gewinnt. Durch den engagierten Support hat das Team jetzt etwas erreicht, was sie nicht einmal zu träumen wagten. René Rast ist in seiner ersten DTM-Saison gleich auf den ersten Rang gefahren. Insgesamt hat er erst 21 DTM-Rennen absolviert, 18 in diesem Jahr. Dabei erreichte er fünfmal das Podium und fuhr drei Siege ein. „Als wir vor der Saison über unsere Ziele gesprochen haben, fanden wir es schon sehr ambitioniert, überhaupt über einen Podiumsplatz zu fantasieren. Dass er es gleich fünfmal schafft, ist schon eine Leistung”, meint Rostek. Dass René Rast diese Ergebnisse geholt hat, liegt vor allem daran, dass er ein „wahnsinniger Arbeiter” ist. Er ist extrem fleißig, geht sehr akribisch an die Sache heran und will aus allem das Beste herausholen. Vor den Rennen bekommt man ihn kaum aus dem Rennsimulator heraus; wenn er könnte, würde er so den ganzen Tag trainieren. Teamchef vom Audi Sport Team Rosberg, Arno Zensen, ist unheimlich stolz auf seinen Schützling und glücklich darüber, mit René Rast und Jaime Green zwei absolute Top-Fahrer in seinem Team zu haben, die vor allem eines sind: schnell. Etwas überraschend kam der Gewinn der Meisterschaft. Vor der Saison gibt jeder Fahrer einen Tipp ab, wer am Ende des Rennjahres an oberster Stelle steht. Da Rast überhaupt nicht mit sich selbst gerechnet hat und ihm jeder und er sich selbst einredete, dass man in der DTM eine gewissen Eingewöhnung benötige, gab er seinen Kollegen Green an. Durch eine grandiose Teamleistung kam alles anders. Gleich im dritten Rennen in Budapest holt Rast einen Podiumsplatz. Die Saison lief etwas durchwachsen. „Es ist aber auch schwierig, in der DTM konstant gut zu fahren”, erklärt Rast. „Das Feld ist so unglaublich eng, machst du auf dem ersten Platz einen Fehler, kannst du dich danach ganz weit hinten wiederfinden.” Der Rookie macht immer mal wieder einen Fehler, teilweise, weil er übermotiviert ist. Zwischenzeitlich haben er und sein Team die Saison schon abgeschrieben. „Doch ich bin froh über jeden Fehler, habe aus ihnen gelernt und bin besser geworden”, sagt Rast. Vor dem Titelrennen in Hockenheim ist René Rast ganz entspannt gewesen. Er habe sich selbst keinen Druck gemacht, weil niemand von ihm erwartete, dass er den Titel mit nach Hause bringt. Er wusste, dass er einfach Vollgas geben und gleichzeitig darauf setzen musste, dass seine Konkurrenten nicht so gut performen. Das Rennen begann holprig für den gebürtigen Mindener. Er verlor in der ersten Runde drei Positionen und fiel zurück. Als er dann Robert Wickens für Platz fünf überholte, lagen seine direkten Konkurrenten außerhalb der Punkteränge. Beide waren aufgrund von Strafen aus dem Samstagrennen mit einem Nachteil ins Finale gegangen: Green war um zehn, Ekström um fünf Startplätze zurückversetzt worden. Sie konnten Rast den Titel nicht mehr streitig machen. Als Rast dann als Zweiter die Ziellinie überquert, herrscht sekundenlang Stille im Fahrzeug. Sekunden, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten. Sein Renningeneur gibt ihm ein nüchternes Feedback zum Rennen; René Rast glaubt, er hätte es nicht geschafft. Doch dann kommt der erlösende Funkspruch vom Teamchef und Jubel bricht los. „Ich glaube, dass habe ich bis heute nicht wirklich realisiert und verarbeitet. In der letzten Woche blieb wegen der viele Termine keine Zeit dafür”, sagt der Sieger. Die Feier am Abend durfte natürlich nicht fehlen und jetzt reist Rast von Stadt zu Stadt seinem 15-Kilogramm schweren Pokal hinterher. Das Audi-Team feiert dreifach: In diesem Jahr hat es das Triple gewonnen. Dieses besteht aus dem Fahrertitel für René Rast, dem Teamtitel und auch die beste Herstellerwertung hat das Unternehmen aus Ingolstadt sich gesichert. Foto: privat