LAUENAU (al). Ältere Bahnkunden wissen es noch aus eigenem Erleben: 70 Jahre lang wurden an einem Schalter im Lauenauer Bahnhof die Fahrkarten gelöst. Hinter einer Glasscheibe saß ein Beamter. Die Kommunikation fand durch eine Lochscheibe statt. Geld und Fahrkarte wechselten ihre Besitzer durch eine über einen Hebel zu bedienende Drehscheibe mit zwei Vertiefungen. Das Vergnügen können Besucher der „Eisenbahnfreunde Sünteltalbahn” bald wieder haben: Der historische Schalter wurde nachgebaut. Vom künftigen Aussehen konnten sich Interessierte beim diesjährigen Weihnachtsmarkt überzeugen. Das Bahnhofsrelikt ist Teil des Windfangs, den sich die Gruppe mit viel handwerklichem Einsatz selbst gebaut hat. Bislang zog es im Winter immer empfindlich kühl durch das geöffnete Rolltor. Nun trennen Tür, Wand und eben dieser Fahrkartenschalter die kalte Luft von den beheizten Räumen. Die Idee mit dem Fahrkartenschalter geisterte schon lange in den Köpfen der Schienenfans. Das Originalmaterial lag bereit; es musste nur eingebaut werden. Dabei war es fast wie eine Ironie des Schicksals. Denn das historische Gebäude ist zum Abriss frei gegeben – und hier entstand nun ein Relikt aus alten Bahntagen. Noch ist zwar nur eine Folie gespannt. Wenn aber das richtige Glas eingesetzt ist, blickt der Besucher ungehindert auf einen stummen Schalterbeamten samt dem echten Fahrkartenschrank aus dem hiesigen Bahnhof. Allerdings: Ein Ticket aus Pappe oder gar eine so genannte Bahnsteigkarte, wie sie in großen Stationen noch bis in die sechziger Jahre hinein üblich war, muss hier natürlich niemand lösen. Dafür sind die örtlichen Eisenbahner viel zu gastfreundlich, weil sie gern ihre Modellanlagen zeigen, ihre Unikate aus dem regionalen Schienenbetrieb sowie die zahlreichen Fotos und Dokumente aus der Zeit, als noch Dampfloks oder Schienenbusse zwischen Haste und Bad Münder rollten. Aber Miek und seine Freunde würden sich doch freuen, wenn auch der Eingangsbereich näher betrachtet würde. Werbeplakate der Bahn hängen da und auch einer der letzten Fahrpläne der Sünteltalstrecke. Foto: al