BAD NENNDORF (jl). Auf den Buffettischen machen deftige „Kreplach”-Teigtaschen neben süßem „Kirchelach”-Gebäck Appetit auf mehr. Zum einen auf weitere jüdische Spezialitäten wie den gefüllten Fisch. Zum anderen auf das, was dahinter steht: den religionsübergreifenden Austausch mit Interessierten. Denn das ist das – im wahrsten Sinne des Wortes – Erfolgsrezept des Jüdischen Kulturtags, der jetzt zum 16. Mal stattfand. Mehr als 200 Gäste waren in den kleinen Saal der Wandelhalle gekommen, um bei „Tel Aviv”-Torte, „Haifa”-Kuchen und allerlei herzhaften Köstlichkeiten das Gespräch zu suchen. Die haben Mitglieder der ausrichtenden Jüdischen Gemeinde Schaumburg aufgetischt. „Ich habe viel gekocht, was meine Babuschka schon gemacht hat”, verrät die Vorsitzende Marina Jalowaja. „Babuschka” bedeutet Oma, in jüdischen Familien werde das Kochen „vererbt”. Sie erinnert aber auch an die Anfänge vor 15 Jahren, als die Jüdische Gemeinde gegründet worden ist mit dem Ziel neues jüdisches Leben aufzubauen. „Wir haben viel gemacht und kennengelernt und Leute, die Interesse haben, zu uns eingeladen”, erzählt die Vorsitzende. Man habe sich präsentieren wollen und sich gefragt: „Wie können wir Supermusik bekommen und unseren Mitmenschen ein Stück unserer Kultur darstellen und anbieten?” Der Kulturtag war geboren. Die erste Veranstaltung habe gerade einmal 50 Besucher, etwas weniger als Gründungsmitglieder, gezählt. Heute zieht sie das Vierfache an. „Das ist für mich ein Zeichen des Zusammenlebens und nicht des Nebeneinanderlebens”, betont Jalowaja. Highlight des Nachmittags ist neben einem Rabbi, der dem, der fragte, unter anderem die Unterschiede respektive das Verbindende zwischen dem Christentum und Judentum verdeutlicht, das Konzert der „String Company”. Das Quartett um den in Usbekistan geborenen Lev Guzman „serviert” mit leidenschaftlicher Klezmer-Musik sozusagen das Dessert. Denn mitgebracht habe der Initiator nicht nur seine Bratsche, wie es heißt, sondern auch selbst Komponiertes. Zum Beispiel ein Stück über den heiligen Berg seiner Heimat. Andere Werke sind der jüdischen Mutter und der Stadt Jerusalem gewidmet. Das Publikum honoriert die virtuosen Auftritte mit reichlich Beifall. Foto: jl