„Es ist dringend erforderlich, dass wir auch in unserer Kommune mehr tun”, begründete Imke Hennemann-Kreikenbohm den Antrag. Auswirkungen auf das Klima und die Nachhaltigkeit bei sämtlichen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen, wie von den Grünen gefordert, begrüßte Uwe Engelking (WGN) weitestgehend. Aber: „Was mich stört, ist der martialische Begriff ‚Klimanotstand‘. Das geht in eine völlig falsche Richtung.” Andernorts wie auf den Bahamas herrsche Notstand, aber nicht hierzulande. Der Meinung schlossen sich auch die Mandatsträger aus den anderen Reihen an. Cornelia Jäger (CDU) fand den Begriff „lächerlich”, Volker Busse (SPD) „peinlich”, wobei er sich direkt an das Grünen-Mitglied Bernd Reese wandte, das acht Jahre in der Kurstadt gewirkt habe, „um dann festzustellen, dass wir hier einen Notstand haben”. Grundsätzlich sei er aber dafür über Klimaschutz zu sprechen. Das sah Heike Beiersdorfer (WGN) anders, Antrag und Diskussion seien „komplett unsinnig”. In allen möglichen kommunalen Bereichen würde schon der Klimaschutz berücksichtigt. An die Verantwortung eines jeden einzelnen müsse appelliert werden. Verwaltungschef Mike Schmidt, der sich in der Diskussion lange zurückgehalten hatte, riet den Grünen, ohne sie direkt anzusprechen, Ökofaschismus zu googeln. Tage später rudert er entschuldigend zurück: Er habe eigentlich das Wort „Ökopopulismus” benutzen wollen. In der Sitzung verwies er auf zahlreiche Maßnahmen im Sinne der Umwelt wie Blühstreifen, energieeffizientes Bauen und Konzepte mit Blockheizkraftwerken. „83 Prozent unseres verbrauchten Stroms produzieren wir selbst”, betonte Schmidt mit Blick auf den kreisweiten Schnitt von nur 32 Prozent. Ralph Tegtmeier (SPD) zeigte sich überrascht, mit „wie viel Emotionen Dinge diskutiert werden, über die sachliche Einigkeit herrscht”, ehe Parteigenossin Gudrun Olk daran erinnerte, dass die thematische Auseinandersetzung dem Umweltausschuss obliegt und zur Abstimmung drängte. Ergebnis: Der Umweltausschuss wird darüber nochmal beraten. Zuvor hatte das Gremium mit knapper Mehrheit beschlossen, auch das Thema Gläser statt Plastikbecher im Verwaltungsausschuss weiter zu verfolgen. Hintergrund: Bei einer Sitzung im Vereinsheim hatte Hennemann-Kreikenbohm anregt Plastikmüll zu vermeiden. Die WGN setzte als einzige den Vorschlag in die Tat um, brachte beim nächsten Mal Gläser mit und kassierte dafür Lob. Jetzt forderten die Grünen die Verwaltung auf, nur noch Glas bereitzustellen. Aus Schmidts Sicht ein überflüssiger Antrag: „Wir gehen nicht mehr ins Vereinsheim.” Im Haus Kassel sei die Infrastruktur bereits vorhanden, die Mitarbeiter müssten keine Kisten schleppen. Muss die Verwaltung trotzdem ins Mehrgenerationenhaus ausweichen, müssten ab sofort eigene Getränke mitgebracht werden. Hennemann-Kreikenbohm ging es aber auch um alle anderen Tagungsräume. „Da sollte man generell ein Zeichen setzen”, erneuerte sie ihre Forderung. Cornelia Jäger (CDU) lehnte es ab, dass sich der Ausschuss mit selbstverständlichen und im Grunde einvernehmlich geklärten Themen befassen muss. Muss er jetzt nach dem Mehrheitsvotum aber doch.