LAUENAU (al). „Paulmann” steht in Lauenau noch immer für Schreibwaren und Bürobedarf, kleine Geschenkartikel und Bücher. „Dass sich dieser Name erhalten hat, macht mich schon ein wenig stolz”, sagt Edith Krückeberg. Denn Vater August hat das Geschäft einst gegründet und geführt. Soeben ist die Jubilarin hundert Jahre alt geworden. Auch wenn die Augen nicht mehr so recht wollen; aus ihrem langen Leben weiß sie noch eine Menge zu erzählen. Als Edith Paulmann war sie am zweiten Weihnachtsfeiertag 1919 in Feggendorf geboren worden. Im selben Jahr hatten die Eltern ihr erstes Geschäft in der Marktstraße 8 eröffnet. Sieben Jahre später wechselten sie in das heutige Haus Hoppe auf der anderen Straßenseite, um 1930 in erheblich größere Räume in das frühere Kaufhaus Griesbach einzuziehen (heute: Coppenbrügger Landstraße 3). Das Sortiment wurde auf Büromaschinen und Lederwaren erweitert. Tochter Edith besuchte ein Mädchenpensionat in Kassel und folgte einer ersten Liebe zu einem freiwilligen Arbeitsdienst im Emsland. 1941 lernte sie den bei der Wehrmacht tätigen Tierarzt Max Krückeberg kennen. Nach der Hochzeit übernahm dieser die von seinen Eltern geführte Vereinigte Papiergroßhandlung in Hannover. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Ein Sohn ist inzwischen verstorben. Die Oma freut sich über fünf Enkel und zwei Urenkel. Dass sie bis ins hohe Alter rüstig geblieben ist, verdankt sie dem erklärten Hobby Schwimmen. Schon im Alter von acht Jahren war sie mit dem Vater in die gerade eröffnete örtliche Badeanstalt gegangen. Später legte sie Wert auf ein Bassin auf dem privaten Grundstück. Ein zweiter Grund war die Pflege vieler Freundschaften: „Man bleibt geistig fit und lebendig”, erinnert sie sich an unzählige Begegnungen. „Leider lebt von ihnen heute fast niemand mehr”, sagt sie mit Bedauern. Und sie erzählt so manche Anekdote aus früherer Zeit, als zum Beispiel der legendäre Fabrikant Carl Sasse allabendlich ans Wohnzimmerfenster klopfte, um Vater Paulmann zum Dämmerschoppen in der „Altdeutschen Bierstube” abzuholen. Eine liebevolle Erinnerung hat sie auch an Lutz Hammerschlag, deren Söhnen sie im vergangenen Jahr in Lauenau begegnete. Täglich habe sie bis 1938 den nur wenige Tage älteren Sohn der jüdischen Familie getroffen, die am „Rundteil” ein Geschäftshaus besaßen. „Plötzlich war er weg, und ich wusste nicht warum”, graust es ihr noch heute angesichts der Gründe für das rätselhafte Verschwinden: „Erst viel später habe ich begriffen, dass sich die Familie um ihr Leben sorgte.” Von ihrem Zimmer im Seniorenheim „Nora” blickt sie auf etliche Lauenauer Dächer. Aber noch lieber ist sie im Rollstuhl mit Betreuerin Monika Biehl in den Straßen des Fleckens unterwegs: „Was hat sich doch so viel hier verändert.” Natürlich kommt sie dann auch am kleinen Schreibwarengeschäft im früheren „Grönenhof” vorbei. Schließlich steht dort immer noch der väterliche Name. 
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