So hat man es gelernt: Sag erst etwas Positives, bevor du kritisierst. Die Kurstadt, lobte Matthias vor den zahlreichen geladenen Gästen aus Behörde, Politik, Wirtschaft, Vereinen und Institutionen, sei die „gute Stube” der Samtgemeinde und eine „Kulturstadt”, die wie ein Magnet mit ihren Anziehungspunkten – etwa dem Kino, der Wandelhalle und den Großveranstaltungen – Menschen aus der Umgebung anlocke. Viele wichtige Punkte seien im vergangenen Jahr angeschoben respektive fertigstellt worden. Mit der stark nachgefragten kleinteiligen Vermarktung der neuen Gewerbefläche in der Gehrenbreite, der abgeschlossenen Rotrehre-Sanierung und der zu Ende gebrachten Dorferneuerung in Riepen seien nur einige Beispiele genannt. Dabei bescheinigte sie den Ehrenamtlichen in der Stadt eine wichtige Arbeit für die Gesellschaft zu leisten. Von einem Klimanotstand könne nicht die Rede sein, sagte Matthias. Weder mit Lärmbelästigungen noch mit Luftverschmutzung habe die Stadt zu kämpfen, der Deister vor der Haustür sei ein großer CO2-Speicher. „Extrem überzogene Forderungen kosten nur Geld und schaffen unseren Wohlstand ab”, stellte sie klar und erntete dafür Applaus. Ihre fehle in der Debatte das Augenmaß. Das Gleiche gelte für die Wohnraumentwicklung. Wer nach innerstädtischer Nachverdichtung rufe, dürfe sich auch nicht über mehr Verkehrslärm und fehlende Parkplätze beschweren. „Wir brauchen auch die Wohnraumentwicklung am Ortsrand”, forderte die Bürgermeisterin. Dabei sei die Balance zwischen bezahlbarem Wohnraum, größeren Wohnungen und Ein- sowie Zweifamilienhäusern wichtig. Bad Nenndorf sei ein „qualitativ hochwertiges Mittelzentrum”, das weiter wachse. Gerade das Thema Wohnen, aber auch Projekte wie die fortschreitende Kurhaussanierung, der Neubau des Baubetriebshofs und der weitere Straßenausbau würden dafür sorgen, dass auch 2020 kein ruhiges Jahr werde. „Bad Nenndorf verändert sich und wir sind mittendrin”, betonte Matthias abschließend. Stadtdirektor Schmidt wünschte sich wieder mehr Menschlichkeit und Werte wie Zuhören, Respekt und Akzeptanz anderer Meinungen. Er sprach von einer „Verrohung der Gesellschaft”. Es sei bedenklich, dass Bürgermeister wegen Anfeindungen zurücktreten, dass Politiker in Sitzungen und über Soziale Medien beleidigt werden. Dass es in der hiesigen Samtgemeinde noch ein wertiges Miteinander gebe, hebe sie von anderen ab. Auch Landrat Jörg Farr forderte in seinem Grußwort zu mehr Nachdenklichkeit auf: „Wir sollten nicht alles als selbstverständlich hinnehmen”, sagte er etwa mit Blick auf die Vielfalt an Lebensmitteln, aber auch auf herrschende Demokratie. Foto: jl