LAUENAU (al). Weil Schüler nicht nur auf grünem Rasen oder an Turngeräten ihr Können zeigen, sondern laut Lehrplan auch Unterrichtseinheiten „auf rollende oder gleitende” Weise erleben sollen, setzt das Barsinghäuser Hannah-Arendt-Gymnasium einmal mehr auf die Eishalle in Lauenau. Seit Jahren besteht bereits eine Schlittschuh-AG. Nun waren alle sechsten Klassen für insgesamt zwei Tage zu Gast auf der glatten Fläche. Treibende Kraft, die ungewöhnliche Wintersportstätte auf der anderen Seite des Deisters zu nutzen, ist seit jeher Lehrerin Nadine Schaefer. Die AG ist überaus begehrt; es gibt regelmäßig Wartelisten für die zwei Unterrichtsstunden an jedem Mittwoch. Nun sollte ein kompletter Klassenjahrgang eine Sportstunde in der Eishalle erleben. Dabei gab es etliche Heranwachsende, die mit wackeligen Knien anfangs ängstliche „Gehversuche” wagten. Zur Vermeidung von Unfällen hatte die Schule gleich 30 Sätze an Knie- und Ellbogenschützern erworben. Ihren Fahrradhelm brachten die jungen Leute selbst mit. Die drei Schüler-Sanitäter Emily, Aaliyah und Patrik konnten sich aufs Zuschauen beschränken - oder aufs Helfen beim Anlegen von Schuhen oder Handschuhen. Eine wichtige Stütze war auch die hölzerne Bande rund um die Eisfläche: Ängstlich hangelte sich Nele daran: „Ich stehe doch zum ersten Mal auf Schlittschuhen.” Andere hatten bald die Demonstration der Lehrerin verinnerlicht, mit gebeugtem Oberkörper und leicht angewinkelten Knien über das Eis zu gleiten und die Arme zur Balance zu nutzen. Kleine Hütchen wurden im Slalom umrundet, erste Wettspiele folgten, und paarweise lief ein Könner mit einem Anfänger über das Eis. So hatte Sophia, die bereits flink alle Anforderungen meisterte, ihre Schulkameradin Heidi an die Hand genommen, um mit ihr im Gleichklang die Beine zu bewegen und sogar auf nur einem Fuß durch die Halle zu gleiten. Ganz neue Erkenntnisse sammelten die zehn Teilnehmer der von Nadine Schaefer geleiteten Sprachlernklasse. Der 14-jährige Diyar aus dem Irak hatte natürlich noch nie auf Schlittschuhen gestanden, wie auch die anderen jungen Flüchtlinge, die die Barsinghäuser Schule besuchen. Voll des Lobes ist die Lehrerin über deren Lerneifer und Kontaktfreude. Unliebsamen Bodenkontakt hatten die Jugendlichen natürlich auch. Es knallte öfters hart auf dem Eis. Blaue Flecke mögen nicht ausgeblieben sein. Dafür gab es neue Eindrücke und hier und da auch Lust auf mehr: „Ich werde die Eltern bitten, mich wieder mal nach Lauenau zu bringen”, verriet eine junge Schülerin. „Natürlich kann man nicht in einer Stunde allen das Eislaufen beibringen”, räumte die Sportlehrerin ein. Aber sie wollte den Schülern einmal das Gefühl vermitteln, auf Kufen unterwegs zu sein. Und wie es eben in anderern Fächern auch der Fall ist: Mitunter schälen sich ganz schnell echte Talente heraus. Foto: al