Zum Wortführer der Ausbau-Gegner hatte sich Egbert Gelfert von der Gegenwind-Fraktion in der letzten Ratssitzung gemacht. „Es ist eine überhastete Maßnahme kurz vor Toresschluss”, wetterte er. Denn um den Zuschuss zu erhalten, müsse bis zum 31. Oktober ausgebaut und die Rechnung erstellt sein. Das sei aus seiner Sicht nicht zu schaffen. Samtgemeindebürgermeister Georg Hudalla ergriff selbst das Wort: „Die Baufirma kann sofort anfangen”, habe ihm deren Geschäftsführer versichert. Danach wurde er laut: „Will dieser Rat hier 630.000 Euro wegschmeißen?” Billiger werde es nie wieder. Außerdem wären andere Gemeinden froh, einen so hohen Zuschuss zu erhalten. Wenn die Straße fertig sei, wäre jedes Grundstück glatt 40.000 Euro mehr wert. Ralf Eckel vom Bauamt berichtete, dass Teile der Anlieger-Kritik von der Förderstelle berücksichtigt würden. So werde die Fahrbahn entgegen ursprünglichen Plänen nicht verschwenkt. Auch könnten einige der geplanten Pflanzinseln entfallen. Dagegen müsse der Stutzen bis zum Friedhof ebenfalls komplett ausgebaut werden. Auch Gemeindedirektor Martin Schellhaus warb für den Ausbau: „Machen wir das heute nicht, müssen wir in einigen Jahren ganz andere Maßnahmen beschließen.” Wenn dann die Straßen zu sanieren seien, hätten Gemeinde und Anwohner die Kosten allein zu schultern. Martin Höhle (Gegenwind) sah das Projekt „zu aufgebläht”. Es könne doch mit geringerem Aufwand saniert werden. Allein die spätere Bepflanzung sei mit 50.000 Euro ausgewiesen. Er fürchte bei der Grünpflege jährliche Folgekosten von 2500 Euro. Tobias Steinmeyer (CDU) beklagte die finanzielle Unsicherheit bei den Betroffenen: „Die wissen doch nicht, was sie einmal zu bezahlen haben.” Hudalla trat erneut für den Ausbau ein: Die Straßen seien „dann für 50 Jahre fertig und müssen nicht mehr angepackt” werden: „Für mich ist das generationengerecht und nachhaltig.” Thorsten Flügge (SPD) nickte dazu: „Würden wir 630.000 Euro verschenken, könnte ich mit Blick auf die nächste Generation nicht mehr ruhig schlafen.”Ähnlich argumentierte Dirk Tetzlaff (CDU): „Nun können wir bei unseren Straßen doch endlich mal was in Ordnung bringen.” Noch am selben Abend wurde im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung der Auftrag für den Straßenausbau erteilt. Das rund 1,1 Millionen teure Projekt wird mit 630.000 Euro aus Mitteln des Dorferneuerungsprogramms bezuschusst. Den Rest teilen sich die Gemeinde sowie die Anwohner aufgrund der bestehenden Straßenausbaubeitragssatzung. Deren Anteile dürften im hohen vierstelligen oder gar fünfstelligen Bereich liegen. Den schriftlich geäußerten Verdacht eines Anwohners, die Gemeinde habe willkürlich gefertigte Baupläne vorgelegt und die Bürger nicht ausreichend beteiligt, hat die Kommunalaufsicht inzwischen zurückgewiesen. Auch ein Eilantrag der Ratsherren Egbert Gelfert, Martin Höhle (beide „Gegenwind”), Frederik Platte und Tobias Steinmeyer (CDU) ging ins Leere. Ihr Verlangen einer erneuten Debatte im Rat wies Gemeindedirektor Martin Schellhaus aus verfahrensrechtlichen Gründen zurück. Hülsedes Bürgermeisterin Marion Passuth (SPD) und SPD-Sprecher Harald Schmidt haben inzwischen mit einer Stellungnahme auf die erneuten Proteste reagiert. „Seit sieben Jahren diskutieren wir über das Projekt, damit wir es jetzt endlich mit Fördergeldern auch realisieren können”, betont Passuth, während Schmidt auf die Kosten hinwies: „Wenn in fünf Jahren der Ausbau 1,5 Millionen Euro erfordert, müssten Gemeinde und Anwohner dies selbst tragen. Dann gibt es keine Zuschüsse mehr.”Foto: al