Gleich in der ersten Szene wird das Publikum allerdings zunächst effektvoll auf ein beispielhaftes Umfeld verwiesen, worunter nicht nur Schüler leiden: Der hörbar tragische Tod der alleinerziehenden Mutter von Luna und Nick, die daraufhin zu ihrem Onkel ziehen und dort eine neue Schule besuchen müssen. Beide finden sich dort zwischen zwei Gruppen von Schülern wieder, die wohl unterschiedlicher nicht sein können. Ihre Trauer um die Mutter, die schwierige Schul- und Klassenverhältnisse, die alltägliche Gewalt und Mobbing, alles nagt an ihnen und ihrem Versuch, ihr Leben zu finden.
Der richtige Stoff für ein junges Ensemble und für ein Musical? – „Nach sieben Jahren mit Phantasiestücken, wollte das Ensemble etwas modernes aufführen“, erläutert Regisseur Aljoscha Hergesell. „Wichtig ist mir, dass zum ersten Mal Tanz, Gesang und Schauspiel komplett miteinander harmoniert. Dass alles nicht so separat voneinander ist, sondern Tanz und Gesang gemeinsam den Inhalt transportieren. Und dass die Darsteller, zwischen 15 und 40 Jahren, sehr individuell und richtig Charakter auf der Bühne zeigen. Alle ihr eigenes stereotypisches Bild zeigen, was es vielleicht in der Schule gibt, wie den absoluten Schläger im Gegenüber zum Streber.“
Tanz, Gesang und Darstellung sind zweifellos zu einem Musical verwoben. Doch eine versprochene „urkomische Reise“, zurück in die eigene Schulzeit, wird es gerade für die erwachsene Generationen nicht. Während die durchaus gekonnt gespielten Schülercharakteren mit häufigen Gags und Witz einerseits zum Lachen sind, zeigen sie andererseits ein Bild einer „Schülerwelt“, die leider real zu finden und erschütternd ist, bei der dem Zuschauer das Lachen vergehen kann. Wenn sich Schüler nicht so verhalten wollen, wie es der Lehrer von ihnen erwartet und es auch mit einem: „Wir wissen schon, wer hier der Boss ist“, zum Ausdruck bringen, hierbei aber einzig und allein sich selbst meinen. Wenig komisch ist auch, wenn Schüler sagen: „Ich fühle mich gar nicht gesehen. Alle Lehrer unterdrücken mich.“ Oder: „Für mich ist das Leben die Pause. Ich zähle, bis ich wieder nach Hause gehen kann“, dass ist für sie die Schule. Und sie sagen auch, was sie möchten: „Wir wollen glücklich sein.“ – Wie kalt für sie der Schulalltag werden kann, versucht eine humorvoll gestaltete Szene zum Ausdruck bringen: Da wird ein Schüler, eingesperrt in einen Getränke- und Süßigkeitenautomaten, zwischen die „Mitschüler“ in die Pausenhalle geschoben, was alle erheitert und dem selbst die Lehrer wenig Beachtung schenken.
Leider gleiten gerade die Darstellungen der verschiedenen „Lehrkörper“ oftmals in Extreme ab, was schade ist. Theater muss überzeichnen, aber in diesem Stück braucht es beispielsweise keine Darstellung von vertrottelten Lehrern, um gegensätzlichen Schülergruppen eine Bühne zu geben, die letztlich doch etwas miteinander anfangen können. Die dargestellten Schülercharakteren und auch die Lehrercharakteren „machen“ etwas mit dem Publikum, was zwischen Heiterkeit, Fragwürdigkeit und Ablehnung liegen dürfte. Vielleicht ist es gerade dies, was das Musical von The Batz sehenswert macht. Wem dies Anreiz dazu gibt, der sollte sich beeilen, um noch Eintrittskarten für die Vorstellungen im neuen Jahr zu bekommen. Denn in diesem Jahr sind alle Vorstellungen bereits ausverkauft.