Jutta Schneider, Vorsitzende des Tierschutzvereins Rodenberg / Bad Nenndorf und Umgebung, erklärte, dass fast alle Tierheime in Deutschland „mit dem Rücken zur Wand stehen“. „Weil wir nicht mehr wissen, wo wir Tiere unterbringen sollen“, wie sie betonte. Auch die Tierauffangstation in Bad Nenndorf sei nun in die Situation gekommen, in der kein Weg mehr an einem Aufnahmestopp herumführe. Derzeit könnten nur noch Notfälle untergebracht werden. „Wir haben weder ausreichend Personal, noch die Plätze“, führte Jutta Schneider aus. Schon länger gelinge es nur mit viel idealistischem Einsatz von Tierfreunden, den Betrieb noch zu stemmen. Einerseits sei da die hohe Zahl an Tieren, die in den letzten Monaten eingegangen seien. Hier spiele die Corona-Pandemie eine wichtige Rolle. In dieser Phase hätten sich viele Menschen Tiere angeschafft. Gehe es nun jedoch aus dem Home-Office wieder ins Büro, stelle sich die Haltung beispielsweise des Hundes als schwierig heraus. Streunende oder ausgesetzte Katzen, Hunde, teils mit problematischem Verhalten und „so viele Kleintiere wie noch nie“, hätten zuletzt untergebracht werden müssen. Wenn man feststelle, dass auch das Kaninchen nicht wenig Arbeit und Kosten mit sich bringe, folge oft die Entscheidung, den vierbeinigen Hausgenossen wieder loszuwerden. Angesichts der derzeitigen Inflation sei zu befürchten, dass sich demnächst noch mehr Tierhalter von ihren Schützlingen trennen wollten. Von der Preisentwicklung seien die Tierheime natürlich ebenso betroffen, wie alle anderen auch. Energiekosten in der Heizphase, merklich anziehende Futterkosten dazu eine Anpassung der Gebührenordnung der Tierärzte seien Faktoren, die zu erheblich steigenden finanziellen Belastungen führen würden. Dies sei dann aus dem derzeit zur Verfügung stehenden Budget, das vor allem aus Zuschüssen der Samtgemeinden Nenndorf und Rodenberg sowie Spenden bestritten wird, kaum zu stemmen. Das Team sei vor diesem Hintergrund dankbar für jede weitere Spende. Vor diesem Hintergrund appellierte Jutta Schneider an das Verantwortungsbewusstsein, sich vor der Anschaffung eines Tieres gründlich Gedanken zu machen, ob man die Haltung auch bewältigen könne. Die Kosten, die notwendige Zeit oder auch die Fähigkeit zur Erziehung beispielsweise eines Hundes seien zu bedenken. Mancher mache es sich sicherlich auch zu einfach, wenn er beim ersten Problemchen ein Tier kurzerhand ins Tierheim abschiebe. Andererseits sei die Lösung, sich an ein Tierheim zu wenden allemal besser, als das gänzlich unakzeptable Aussetzten von Tieren. Dies sei mit großem Leid verbunden. Nötig sei für die Tierheime eine rasche weitere Unterstützung durch die öffentliche Hand. Zudem wäre es eine wichtige Maßnahme, den Online-Handel mit Tieren zu verbieten oder zumindest zu regulieren, besonders um den illegalen Welpenhandel einzuschränken. Auch ist praktische Hilfe im Tierheim gefragt. So wird beispielsweise ein Pate für die ältere, erkrankte Hündin Ronja gesucht, der regelmäßig mit ihr Spazieren geht. Oder sie eventuell sogar daheim aufnimmt.