100 Tage bemisst die Zeitdauer, die nach einer ursprünglich aus dem Journalismus stammenden Faustregel, einem neuen Amtsinhaber zur Einarbeitung zugestanden werden sollte. Am 1. April 2025 trat die 49-jährige Nadine Steuer aus Hameln ihre neue Stelle als Kommissariatsleiterin der Polizei in Stadthagen an. Nach etwas mehr als 100 Tagen zog sie im Gespräch mit diesem Blatt ein erstes Resümee. Im Oktober 1997 startete sie mit ihrem Studium und wurde nach einem kurzen Einsatz in der Zentralen Polizeidirektion (Bereitschaftspolizei) zur Polizeidirektion (PD) Hannover versetzt. Beim Kriminaldauerdienst, so schilderte sie, erlebte sie schnell alle Paletten der polizeilichen Arbeit. Sehr in Erinnerung geblieben sind ihr die Ermittlungen rund um den Brand eines Busses auf der A2 mit 20 Toten. Über den Kriminalermittlungsdienst in Springe und einer Führungsposition erneut in Hannover, wurde ihr die Stelle in Stadthagen angeboten. „Leiterin eines Polizeikommissariats war schon immer mein Traum,“ gab sie zu.

Neue Polizeidirektion, neue Dienststelle, neue Kolleginnen und Kollegen

Der Wechsel in die andere Polizeidirektion (Göttingen), die komplett neue Funktion mit unbekannten Kolleginnen und Kollegen in einer unbekannten Region, stellte schon eine besondere Herausforderung dar, stellte Steuer rückblickend fest. „Ich bin hier total willkommen geheißen worden,“ erinnerte sich Nadine Steuer. Ein tolles Verhältnis zwischen den Mitarbeitern des Streifendienstes und des Kriminalermittlungsdienstes und der warme Empfang hatten ihr den Einstieg leicht gemacht. Solch ein Verhältnis kannte sie aus der Landeshauptstadt nicht. Bei ihrer Amtseinführung vor geladenen Gästen hatte eine dreiköpfige „Polizeiband“ ein speziell auf sie getextetes Lied gespielt. „Das war eine Riesenüberraschung!“

Immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter

Mit Nadine Steuer werden derzeit alle vier Schaumburger Kommissariate von Frauen geleitet. Sie stehen in einem ständigen Austausch, erklärte sie und auch der Kontakt zur vorgesetzten Dienststelle in Nienburg sei ausgezeichnet, fasste Steuer zusammen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen ihr sehr am Herzen. Aus diesem Grund hat sie gleich zu Beginn mit Personalgesprächen gestartet. Sie hat immer ein offenes Ohr für die circa 55 Beamte und Angestellte. Besonders betonte sie dabei die Wichtigkeit der Mitarbeiter in den drei Polizeistationen. Die Polizeistation in Niedernwöhren sei beispielsweise seit einiger Zeit nur mit einem Beamten besetzt – das wolle sie kurzfristig ändern. Neben den vielen internen Aufgaben, dem Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen sowie dem Versuch, sich auch örtlich besser zurechtzufinden, liegt ihr die Netzwerkarbeit sehr am Herzen. Wer macht hier was und wo finde ich wen? Die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Behörden, Institutionen und Organisationen sieht sie als extrem wichtig an.

Kinder- und Jugendarbeit - eins ihrer Steckenpferde

Eins ihrer Steckenpferde, wohl auch aus ihrer Tätigkeit in Hannover resultierend, ist die Kinder- und Jugendarbeit. Präventionsprogramme, Zusammenarbeit mit Schulen und Organisationen und der Schutz der Kinder und Jugendlichen stellt ein Hauptziel ihrer Arbeit dar. Ach hier stellte Nadine Steuer bereits fest, dass in Stadthagen alles sehr viel familiärer zugeht, als in Hannover. Ihr wurden bisher keine Hemmschwellen in den Weg gelegt und sie wurde auch außerhalb der Polizei willkommen aufgenommen. „Ich war ja für alle anderen auch erst einmal fremd,“ stellte Steuer unumwunden fest. Ein Highlight in Stadthagen konnte sie bereits genießen – das Stadthäger Schützenfest gleich zu Beginn ihrer Amtsübernahme. Bürgermeister Oliver Theiß hatte sie „unter seine Fittiche genommen“ und war mit ihr durch die Rotts gewandert. „Über das Fest habe ich gestaunt!“ Gespannt ist die Kommissariatsleiterin auf das Ergebnis der Untersuchung des KURBAS-Institutes beim Landeskriminalamt Niedersachsen zum subjektiven Sicherheitsgefühl in Stadthagen. Im letzten Quartal wird das Ergebnis erwartet (Redaktion). Größere Schadensereignisse, Tatorte und spektakuläre Fälle ziehen Nadine Steuer immer noch nach draußen. „Ich will weiterhin zu Tatorten oder zur größeren Vorfällen rausfahren,“ kennst sie sich selbst gut genug. Vor Ort will sie sich nicht einmischen, sondern unterstützen und helfen – das ist ihr wichtig! Streife fahren gehört zu den Dingen, die sie sich für die nächste Zeit vorgenommen hat. Sie kennt zwar den Weg von Stadthagen nach Hameln, aber ihr Kommissariats-Bereich ist ihr noch weitestgehend fremd. Dass will sie schnellstens ändern.

Gästeschießen der Polizei wird fortgesetzt

Kurzfristig wurde Steuer mit dem Thema des traditionellen Gästeschießens der Polizei konfrontiert. Natürlich will sie diese äußerst beliebte Veranstaltung weiterführen. Lediglich der Termin musste aufgrund der vielen neuen Termine und Aufgaben etwas verschoben werden. Nun ist Ende Oktober für ihre eigene Netzwerkveranstaltung geplant. Mit der Ermittlung des Heringskönigs während des Gästeschießens ist auch die große Spendenveranstaltung „Matjes mit Musik“ kurz vor Weihnachten gesichert. Ihre empathische Art konnte Nadine Steuer am Mittwoch morgen zeigen. Nach der Tötung eines Kollegen aus dem Saarland hatte sie ihre Mitarbeiter um eine Gedenkminute auf dem Parkplatz an der Vornhäger Straße gebeten. Sehr einfühlsam hielt sie eine Trauerrede vor circa 30 Mitarbeitern (siehe Bericht Seite ). Einen Wunsch äußerte sie am Gesprächsende. Die Raumsituation sei sehr komfortabel in Stadthagen, aber die Temperaturen in den Büros im Sommer waren zeitweise kaum auszuhalten und im Winter, so befürchtet sie, würden viele frieren. Da wünscht sie sich trotz leerer Kassen, Abhilfe.