Hundert Jahre nach der Gründung des ersten Feggendorfer Turnvereins folgen drei junge Frauen ihren Urgroßvätern. Sie sind sportlich aktiv, und sie arbeiten an wichtigen Positionen im Vorstand mit. Dass sich in der vierten Generation Geschichte wiederholt, ist der Chronistin im Deister-Sportclub, Marianne Keese, zu verdanken. Als sie zum Vereinsjubiläum vor einigen Monaten eine reichbebilderte Festschrift vorlegte, fand eine Fotomontage besondere Aufmerksamkeit: Da guckten die drei Urenkelinnen den betagten Herren auf einem Gruppenbild über die Schulter.
Lange Zeit waren der Vorsitzenden Claudia Keese, Schriftführerin Yvonne Korf und Jugendleiterin Cordula Faby die Ähnlichkeit mit den Gegebenheiten von 1907 gänzlich unbekannt. Ihre Urgroßväter Wilhelm Rodenbeck, Wilhelm Korf und August Ragge sind als Turnwart, Mitbegründer und Vorsitzende tätig gewesen. Und sie fielen als sportliche Könner auf. Schon nach wenigen Jahren galt Feggendorf als „Turnerhochburg”.
Ragge, Rodenbeck, Korf und einige andere junge Männer waren im Sommer 1907 im Lauenauer „Felsenkeller” eingekehrt und hatten dort zufällig die Turner des Fleckens bei ihrem Training beobachtet. Voller Begeisterung gründeten sie wenige Wochen später in ihrem Heimatdorf den Verein „Gut Heil”. Neben den drei Genannten machten Heinrich Haller, Heinrich Plette, Fritz Rickenberg und Friedrich Schaper mit. Wenn die heutige Vorsitzende die jetzigen Gegebenheiten mit den damaligen Fakten vergleicht, fällt ihr ein Kommentar nicht schwer.
„Dann liegt das wohl in den Genen”, meint sie, weil die Vorväter nicht nur zu ehrenamtlichem Tun bereit waren, sondern auch in sportlicher Hinsicht glänzten. Heute ist das nicht anders: Das Frauentrio organisierte im Kreis weiterer Helfer mit Geschick das große Jubiläumsfest vor einigen Monaten und ist zum Teil in mehreren Sparten aktiv.
Dann aber gucken sie sich doch ein wenig verdutzt an: Sie wissen viel zu wenig aus dem Leben ihrer Vorfahren. Richtig ein bisschen Mühe hat es gekostet, einige Lebensstationen zusammen zu tragen. Ragge war von 1907 bis 1909 und dann noch einmal von 1915 bis 1921 Vorsitzender. Dass der Maurermeister, der unter anderem die örtliche Lindenschule errichtet hatte, eine Pause in der Vorstandsarbeit einlegte, könnte familiäre Gründe haben:
Er musste sehr früh den Tod seiner Frau beklagen und sich deshalb allein um seine Familie kümmern. Ragge lebte später in Schmarrie. Turnwart Rodenbeck übernahm 1909 die väterliche Schmiede. Das hinderte ihn jedoch nicht, bis 1914 seine Funktion auszuüben. Als 1957 der DSC sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte, zählte er ebenso noch zu den Geehrten wie Wilhelm Korf. Der ehemalige Bergmann verstarb 1964.
„Das war ein guter Turner”, weiß Urenkelin Yvonne von Erzählungen aus der Familie. Nicht zuletzt deshalb bedauert sie, dass sich Teilnahmen an Turnieren und Platzierungen nicht überliefert haben. Es ist nur noch bekannt, dass schon 1909 ein Gauturnfest stattgefunden habe, bei der die Feggendorfer nicht nur mit einer Fahnenweihe glänzten sondern wohl auch mit Erfolgen. Drei Jahre später heißt es über die hiesigen Turner, dass sie bei Turnieren sogar in drei Riegen angetreten seien. Foto: al
Ein paar Bilder finden sich noch in den Familienalben: Aber Claudia Keese, Cordula Faby und Yvonne Korf (v. li.) sind schon stolz, dass sie sportlich und ehrenamtlich auf den Spuren ihrer Urgroßväter sind.