Er hatte sich nicht getäuscht: Der studentische „Kammerchor Hannover”, dessen erste Deutschland-Konzertreise Herrmann 1948 unter abenteuerlichen Bedingungen organisiert hatte, war schon zweimal unter dem unvergessenen Fritz von Bloh in Rinteln aufgetreten und hatte ob seiner Virtuosität, Akkuratesse und Klangentfaltung Erstaunen und Begeisterung hervorgerufen. Diesem Ideal sollte also nachgeeifert werden. Und in der Tat: Zu den ersten Proben im Oktober 1949 im Klubzimmer des damaligen Hotels „Stadt Bremen” (am Pferdemarkt) fanden sich ungefähr 15 musikbegeisterte Jugendliche und Junggebliebene zusammen, in der Nikolai-Frühmette wurde zum ersten Mal (und im folgenden 30 Jahre lang) gesungen, im darauffolgenden „Bach-Jahr” (1950, das 200. Todesjahr) wurden in Rinteln und der weiten Umgebung einschließlich Hannover bereits 15 Konzerte mit der Bach-Motette „Lobet den Herrn alle Heiden” gegeben. Nach zwei Jahren Probenarbeit fand die erste Rundfunkaufnahme in Hannover und ein Jahr später die erste Auslandsreise auf Einladung des französischen „Christlichen Versöhnungsbundes” nach Paris statt - mit Konzerten unterwegs in großen Städten und einer Rundfunkaufnahme in Saarbrücken. Daran beteiligten sich auch die Komponisten Alfred Koerppen und Siegfried Strohbach, sowie Studienfreunde aus dem Kammerchor. Die weiteren Konzerte, Konzertreisen und Rundfunkaufnahmen aufzuzählen und zu schildern, würden diese Erinnerungen sprengen, nur so viel: Für den Rundfunk-Redakteur und Komponisten Klaus Hashagen war die Kantorei einer der besten Chöre Niedersachsens, wie er im Programmheft zum zehnjährigen Bestehen schrieb. Darüber hinaus wurde die Stadt Rinteln durch den Chor in Nord- und Süddeutschland sowie in Frankreich und in der Schweiz bekanntgemacht.
Vor exakt 30 Jahren endete mit der Aufführung von Mozarts „Requiem” die Existenz der Kantorei. - Gründer Werner Herrmann feierte übrigens in diesen Tagen seinen 85. Geburtstag (das Schaumburger Wochenblatt berichtete). Foto: km