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Solche Banner dürfen auch künftig an den Brücken hängen, Werbung für Veranstaltungen nach Ansicht der Stadtverwaltung nicht. Auf der Ratssitzung am 23. Mai wird es dazu eine Entscheidung geben.  (Foto: ste)

Causa Werbebanner: Bauausschuss folgt Rechtsauffassung von Prof. Dr. Neuhäuser

Warum dürfen Werbebanner, die seit Urzeiten an den Brücken an der Bünte und am Seetor hängen, künftig nicht mehr dort angebracht werden? Diese Frage stellte die Gruppe von CDU/FDP/FW an die Verwaltung und forderte gleichzeitig dazu auf, Alternativstandorte für die zeitlich befristeten Werbungen für Veranstaltungen zu suchen. Die Verwaltung berief sich in ihrer Sachdarstellung darauf, dass die Niedersächsischen Bauordnung keine Werbung an Brückengeländern zulasse und für eine Suche nach Alternativstandorten habe die Verwaltung schlichtweg keine personellen Kapazitäten. Das wollte Ulli Seidel von der CDU so nicht im Raum stehen lassen und zeigte sich verwundert über den angeführten Personalmangel. Daher hatte er sich selbst auf die Suche nach solchen Standorten gemacht und wurde auch schnell fündig an der Feuerwehr, am Andeplatz und vor dem Biergarten. Dort stünden ohnehin städtische Werbungen und auch Parteien machten vor Wahlen dort Werbung. Wichtig sei ihm: „Man darf es nicht kompliziert machen!“ Kay Steding (CDU) ergänzte: „Es müssen feste Standorte, kostenfrei, niederschwellig und ohne Bauantrag oder mit Vorlage von Katasteramtsplänen sein!“ Radikaler sah es Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser, selbst Präsident des Verwaltungsgerichts Osnabrück und daher in Fragen des Verwaltungsrechts ein ausgesprochener Profi. Seine Rechtsauffassung: Der Paragraf 66 (1) NbauO lässt auf Antrag Abweichungen von den Anforderungen des Gesetzes zu, sofern die baulichen Anlagen (hier Werbebanner) nicht die öffentliche Sicherheit gefährden. Neuhäuser dazu: „Ich erkläre mich bereit, den Vereinen entsprechende Vordrucke zu erstellen, in die sie nur die erforderlichen Daten eintragen müssen und sie dann bei der Verwaltung einreichen können!“ Seitdem er Fahrstunden in Rinteln zur Erlangung des Führerscheins gemacht habe, würden die Banner an den Brücken hängen und niemand sei deshalb bislang gefährdet oder geschädigt worden. Der Zweck der Vorschrift, Menschen im Verkehrsraum vor Ablenkungen zu schützen, greife also nicht. Er forderte die Verwaltung daher auf, bis zur Ratssitzung am 23. Mai darzustellen, ob und aus welchen Gründen es nicht möglich sein soll, Werbebanner nach dieser Ausnahmevorschrift zuzulassen. Diesem Antrag Neuhäusers folgte der Bauausschuss und so wird sich der Rat am 23. Mai mit dem Thema befassen.
Der Rat votierte mit 20 gegen 16 Stimmen für den Haushaltsentwurf 2024.<br> (Foto: ste)

Sparschwein auf Sparferkel geschrumpft

Mit einer 20 zu 16 Mehrheit wurde der Haushalt beschlossen und die Bewertung der von Kämmerer Jörg Schmieding vorgestellten Zahlen hätte unterschiedlicher nicht sein können. Besonders an der Erhöhung der Grundsteuer A (auf 463 Punkte), der Grundsteuer B (auf 483 Punkte) sowie der Gewerbesteuer auf 455 Punkte erhitzen sich die Gemüter. Dabei hatte Schmieding in seiner Darstellung des defizitären Haushalts sehr deutlich gemacht, dass Rinteln kein Ausgabe- sondern ein Einnahmeproblem habe. Nur durch die Anhebung der Grund- und Gewerbesteuer um je 50 Punkte könne man das Haushaltsloch von 5,5 auf 2,9 Millionen Euro drücken. Für Astrid Teigeler-Tegtmeier ein schlüssiges Konzept, bei dem Rinteln erkennbar den eingeschlagenen Weg einer hohen Lebensqualität in der Stadt weiter verfolge. Mitgetragen wurde ihre Auffassung von Uta Fahrenkamp von den Grünen. Ganz anders sah das Veit Rauch von der CDU. Für ihn war auf Seiten der SPD und Grünen kein Sparwille zu erkennen und deshalb könne die CDU/FDP/FW auch keiner Steuererhöhung zustimmen. Heinrich Sasse von der WGS wandte sich ebenfalls vehement gegen die geplante Steuererhöhung und sah diese als existenzgefährdend und ansiedlungsfeindlich für viele Bürger und auch Betriebe. Auch Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser fand deutliche Worte gegen den aufgestellten Haushalt. Rinteln liege jetzt schon mit seiner Pro-Kopf-Verschuldung von etwa 1030 Euro weit über Stadthagen (442) und Bückeburg (400). Er rügte die Ausgabenmentalität der Stadt bei Hallenbad, Radbeauftragtem und Mähflächenkonzept. Besonders deutlich wurden Matthias Wehrung (CDU), Ulli Seidel (CDU) und Anthony Lee (FW). Wehrung sprach von einem „...schwarzen Donnerstag” für Rintelner Bürger und Seidel sah das von der CDU aufgestellt „Sparschwein” zu einem „Sparferkel” geschrumpft. Lee flehte regelrecht: „Beschließt keine Steuererhöhung in dieser Zeit der allgemeinen Teuerung!” Vergebens, wie die Abstimmung ergab.
Die Rintelner Kläranlage soll zur Hochwassersicherheit höher eingedeicht werden. Das beschloss jetzt der Rat der Stadt gegen den Antrag von Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser, der auf die Maßnahme verzichten wollte. <br>

Die Sicherheit geht vor

Die Frage, ob die Rintelner Kläranlage höher eingedeicht werden muss als bislang, beschäftigte jetzt den Rintelner Rat. Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser (RI) hatte in einem Antrag gefordert, dass die Investitionen in Höhe von etwa 900.000 Euro für die höhere Eindeichung eingespart werden soll, da die jetzige Deichhöhe ausreiche. Anhand eines spitz zulaufenden Messbechers und eines flachen Bräters wollte er verdeutlichen, dass ein Vergleich des Wesertals mit dem Ahrtal ein Vergleich „Äpfel mit Birnen” sei. Der Abwasserbetrieb setzt in seiner Forderung nach einer Aufstockung des Deichs eher auf das Prinzip Sicherheit. Im Falle einer Überschwemmung des Klärwerks drohen nicht nur erhebliche Schäden an den Anlagen des Werks, auch würden dann unkontrolliert und ungeklärt Abwässer in gewaltiger Höhe in die Weser gelangen. Der derzeitige Deich reicht aus bis zu einer Hochwasserhöhe von 7,50 Meter, doch ist erst einmal ein Loch in das Deichsystem gerissen, dann spült das Wasser die Kläranlage in kurzer Zeit voll. Sehr plastisch stellte das Stefan Frühmark vom THW vor, der die zu erwartenden Schäden bei einer Überflutung der Anlage als sehr viel teurer rechnete, als wenn man den Deich jetzt erhöhe. Und auf das THW und seine Helfer im Katastrophenfall zu zählen zur Deicherhöhung mit Sandsäcken, das sei utopisch zu glauben. 35.000 Sandsäcke müssten mit mindestens 44 Lkw-Ladungen angeliefert und eingebaut werden: „Dazu brauchen wir 500 Leute!” 50 Cent wird die Entsorgung pro Kubikmeter Abwasser durch eine Erhöhung des Deiches teurer werden, bei 100 Kubikmeter Wasser pro Jahr wird das eine Familie rund 50 Euro mehr kosten. Das fand Bodo Budde eine erträgliche Investition in die Sicherheit. Mit der Mehrheit des Rates wurde der Baumaßnahme zugestimmt, zumal damit auch eine Vertiefung der Regenrückhaltebecken in der Waldkaterallee und der Kurt-Schumacher-Straße einhergeht. Foto: ste
Es mangelt an Geld für die Sanierung des Rintelner Hallenbades. Am 28. September wird jetzt im Rat entschieden, wie es mit dem Bad weitergehen soll. Noch sind alle Optionen offen.

Es fehlt an Einnahmen für die geplanten Ausgaben

Hintergrund ist, dass das Hallenbad von der Stadt Rinteln vom Landkreis Schaumburg übernommen wurde und jetzt so marode ist, dass es von jetzt auf gleich ausfallen kann und geschlossen werden muss. Noch funktioniert die veraltete Technik, aber das sei nur eine Frage der Zeit, stellte Stadtwerke-Chef Ulrich Karl der Presse und interessierten Bürgern bei einer Besichtigung vor. Die Sanierung des Bades sei bereits auf das absolut notwendige reduziert worden und es entstehe kein „Spaßbad”, wie man immer wieder höre, betont Karl immer wieder. Dennoch: Die Investition kommt zu einer Unzeit. Rinteln hat kaum Chancen auf ausgeglichene Haushalte in den nächsten Jahren, hat den Neubau eines Kindergartens in Krankenhagen vor der Brust, muss Straßen sanieren, ein Radwegekonzept umsetzen, weiß noch nicht, wie es mit der IGS am Standort Kollegienplatz weitergehen soll, gibt rund 40 Prozent aller Einnahmen für Personalkosten aus und hat einen Schuldenstand von 27 Millionen Euro. Schon jetzt, so Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser, der dafür plädierte, das Bad nur mit dem Nötigsten zu reparieren, sei der Finanzausschuss im nichtöffentlichen Teil mit einer „...streng vertraulichen Giftliste” auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten. Sein Schreckensszenario: Rinteln gerät in ein Haushaltssicherungsverfahren! Das, so Bürgermeisterin Andrea Lange, sei allerdings nicht ausschließlich abhängig vom Hallenbad und Kämmerer Jörg Schmieding stellte fest, dass ein solches Verfahren erst drohe, wenn die Rücklagen in Höhe von 15 Millionen Euro aufgebraucht seien. Und Schmieding ist sich auch sicher: „Wir haben kein Ausgabeproblem, wir haben ein Einnahmeproblem!” Im Umkehrschluss heißt das ganz klar: Höhere Steuern! Denn beispielsweise liegt die Gewerbesteuer in Rinteln verhältnismäßig niedrig, was wiederum niedrigere Schlüsselzuweisungen nach sich ziehe. Veit Rauch (CDU) und auch Sven Wilkening plädierten dafür, den Bürgern endlich „... reinen Wein” einzuschenken und ganz klar über Einnahmeerhöhungen zu diskutieren. Am 28. September wird jetzt final entschieden, wie es mit dem Hallenbad weitergehen soll. Viel Spielraum hat die Stadt nicht. Foto: ste
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