Nach der Betriebsbesichtigung bei Fischfeinkost Lindemann ging es für Umweltminister Hans-Heinrich Sander im Ratskeller gleich weiter. „Wirtschaft und Umweltschutz - Gegensatz oder Chance?” war sein Thema, zu dem die CDU Ortsverbände Samtgemeinde Sachsenhagen und Hagenburg sowie der CDU Landratskandidat Klaus-Dieter Drewes eingeladen hatten. Zuvor machte Sander einen Schwenk zur Politik in Berlin. Wenn erst die Probleme weggewischt und später angefasst werden, sei das schlecht.
Sander wies als Vorbild auf die Arbeit der schwarz/gelben Koalition in Niedersachsen hin. „Ich fühle mich als Diener der Bürger”, so der Minister. Und was die anwesenden Politiker von CDU und FDP sowie die Gäste wohl gefreut haben mag: Einen neuen Landkreis aus Hameln, Holzminden und Schaumburg wird es nach Einschätzung von Sander nie geben. Darauf „Hand aufs Herz”. Zum Thema: „Die Wirtschaft ist bei jeder Entscheidung auch in meinem Haus zu berücksichtigen”, so der Gast aus Holzminden. Weiter sei die Ausrichtung der Politik auf die Menschen wichtig, sie müssten vollkommen eingeweiht werden. Etwas ohne die Bürger zu machen, gehe schief, so Sander. Er habe in der Umweltpolitik des Landes Niedersachsen einiges umgedreht. Darin sind auch Bauern, Jäger, Fischer und Förster einbezogen. „Was wir haben und bewirtschaften ist der nächsten Generation bereit zu stellen”, erwähnte der Minister. Auch in der Umweltpolitik sei den Menschen Eigenverantwortung zu geben. Es sind Pflöcke eingeschlagen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes (das sind 40000 Hektar), der Zusammenarbeit mit den Bürgern und der Effizienz der Maßnahmen. Falsche Entscheidungen müssten zurück genommen werden, nur sein Recht zu behaupten, ginge nicht. Für Sander ist die Energiepolitik enorm wichtig. „Um der Verschmutzung durch Menschenhand entgegen zu treten, brauchen wir die Wirtschaft”, merkte der FDP-Politiker an. Kritische Worte fand er für die erneuerbare Energie aus Biomasse. Davon gäbe es genug Anlagen, es könne sich nicht mehr erlaubt werden, weiter durch Maisfelder zu fahren. Es habe hier eine falsche Entwicklung durch die Politik gegeben. „Wir haben uns für den Ausbau der Windenergie entschieden”, sagte Sander.
Aus der Kernenergie wolle die Bundesregierung so schnell wie möglich raus, aber der Wirtschaftsstandort Deutschland müsse erhalten bleiben.
Die Frage des Endlagers müsse selbst gelöst werden, Deutschland sei in der Pflicht den Atommüll sicher zu lagern. Für Sander gelte, dass die Politik gradlinig und verlässlich ist, auch lebe die Demokratie vom Wechsel. Landwirt Heiko Bothe machte deutlich, mit welchen Einschränkungen die Landwirtschaft zu leben habe. Die Arbeit in der Region sei behaftet mit Umweltauflagen. „Wir leisten uns einen Luxusumweltnaturschutz”, so Bothe. Es wurden von der Ökologischen Schutzstation Nerze ausgesetzt (der Minister will nachforschen lassen, wo sie sind), die Vogeleier fressen. Bothe regte an, den Naturschutz auf das Normalmaß zurückzuführen. Rudolf Endjer vom Fischereibetrieb aus Emden (er befischt das Steinhuder Meer) wies auf den Schutz der Kormorane hin. Die dürften hier nicht geschossen werden.
Auf 2000 Tiere schätzt der Fischer die Anzahl der Tiere am Steinhuder Meer, die jeden Tag eine Tonne Fisch verspeisen würden. Sander will dieses Problem europäisch angehen und den Kormoran von der roten Liste streichen. Er wies auf eine erst vor wenigen Tagen neue Steinhuder Meer-Verordnung hin, mit der alle Beteiligten zufrieden gewesen seien. Geschäftsführer August Lustfeld vom Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverband Meerbach und Führse erwähnte, dass die Maisfelder für eine Verschlechterung des Grundwassers sorgen. Auch das Wachstum der Pflanzen in den Gewässern würde zunehmen.
Zum Wasserspiegel des Meeres sagte Lustfeld, dass es dieses Jahr „ganz gut gelaufen” sei gegenüber dem Jahr 2009.
Der Leiter des Bauhofes der Samtgemeinde Sachsenhagen, Ulrich Reumke fragte nach, wie das Land zu einer Entschlammung des Meeres am Südufer stehe. Der Schlamm sei ein wertvoller Boden, der nicht in Polder, sondern auf Wiesen aufgebracht werden könne, so Sander. Er will nachfragen in seinem und im Landwirtschaftsministerium, wie es weiter gehe. Es gäbe noch eine weitere Anzahl von Kommunen, die Probleme mit der Entschlammung von Gewässern hätten. Fazit vom Minister und von Klaus-Dieter Drewes, der die Veranstaltung leitete: Umweltschutz ja - aber mit gesundem Menschenverstand umsetzen.
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