Als gestresster Workaholic verwandelte der Kabarettist Werner Brix die Bühne des Kurtheaters in einen Therapieraum, und die Zuschauer sah er als Therapeuten, die er, nun ja, über menschliche Sinnfragen philosophierend in Grund und Boden textete.
Anwesend sei er sowieso nur, weil es seiner Frau helfe. Wenn es nach ihm ginge, könne er auch einfach telefonisch seine Seele zu Füßen legen. Apropos Telefon: Die immer wieder die Sitzung unterbrechenden Anrufe seines Angestellten und dessen Unfähigkeit am Computer ließen ihn fast „durchknallen”. Und dass er vielleicht mal überreagiere, sei seinem Tinnitus geschuldet, den sein HNO-Arzt im linken Ohr diagnostiziert hat – vom Stress. Dabei sei Stress doch nichts Schlechtes. „Stress ist ein Zustand, in den der Körper kommt, wenn er es braucht”, erklärte Brix. Nicht essen, nicht schlafen, immer Vollgas, „Ich gegen die Zeit und den Rest der Welt”, wie beim Marathon einfach funktionieren – „Das ist geil, das beflügelt und beschleunigt.” Um in Fahrt zu bleiben, warf er sich zwischendurch sogar homöopathische Migränetropfen ein. An der „brachialen” Übung, einmal fünf Minuten den Mund zu halten, scheiterte er kläglich. Erst brabbelte er mit Fülltext weiter („Ich red‘ doch nix. Das ist Gehirn auskotzen.”), dann zappelte er herum, raufte sich die Haare und rief schließlich: „Ich brech‘ das ab. Scheiß Übung. Ich spüre nichts, da fließt nichts.”
Irgendwann hin und her tippelnd, warf er hastig einen Blick auf die Uhr, „3, 2, 1 – Jetzt kann ich auf‘s Klo!”, und verschwand in die Pause. Bereits nach einer Stunde ließ Brix als gestresster Workaholic keinen Zweifel daran, dass er es definitiv verdient hätte, sich von weitaus mehr Menschen „therapieren” zu lassen. Etwa die Hälfte des Kurtheaters blieb unbesetzt und die Tontechnik versagte anfänglich auch noch.
Erst ein fürchterliches Krächzen aus den Lautsprechern, dann eine immer mal wieder abreißende Übertragung. Brix nahm es, wie sollte er auch anders, mit Humor: „Jetzt bin ich erschrocken, aber wenigsten munter. Das gehört nicht dazu, ich sag’s Ihnen gleich!”
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