Am 21. Juli des letzten Jahres wurden die als ergebnisoffen ausgewiesenen Gespräche einer Ratsgruppe mit Samtgemeindebürgermeister Gerhard Busche an der Spitze mit dem Wasserverband aufgenommen. Sie verliefen nach Aussage Volkers in harmonischer Atmosphäre. Auf der Grundlage einer von dem unabhängigen Wirtschaftsprüfer Bargsten erstellten Vermögensbewertung legte der Wasserverband eine erstes Angebot vor. Dieses belief sich auf 6,4 Mio. Euro für die komplette Anlage, wie Volker ausführte. In einem zweiten, nachgebesserten Angebot im März 2009 wurden der Samtgemeinde 7,1 Mio. Euro angeboten, dieses Angebot, so Volker, sieht allerdings keine Absenkung des Abwasserpreises vor. Dieser hätte beim niedrigeren Angebot abgesenkt werden können, so der Geschäftsführer.
Mit dem Angebot verbunden ist die Abwasserbeseitigung sowie die „absolute Besitzstandswahrung” für das Personal auf der Kläranlage und im Verwaltungsbereich. Volker wies ausdrücklich darauf hin, dass der Verband als eine Körperschaft des öffentlichen Rechts auch dem Tarifbereich Öffentlicher Dienst angehört. Der Wasserverband würde zudem dem Bauhof jährlich Aufträge in Höhe von 10.000 Euro erteilen, um den „Übergang sanft zu gestalten,” so Volkers. Der Hintergrund: Der Bauhof erhält alljährlich Aufträge für die Pflege des Klärwerks, die mit einem Verkauf der Anlage wegfallen würden. Volker wies darauf hin, dass der Abwasserverband vollständig von den Kommunen bestimmt würde, die ihn trügen. Als einziges Ziel des Verbandes nannte Volker kundenfreundliches Wirtschaften, bei dem ein niedriges Kostenniveau und preiswerte Konditionen wie ein seit vielen Jahren niedriger Wasserpreis angestrebt werde. Volker versprach: „Wir halten die Kosten so niedrig und die Abwasserpreise so stabil wie möglich. Wir stehen für Gebühren auf niedrigem Niveau.” Die bisher bei der Samtgemeinde angesiedelte Abrechnung der Abwassergebühren würde komplett vom neuen Besitzer übernommen. Selbst die Wasseruhren würden dann vom Verband abgelesen.
Sollte es zum Kauf kommen, erläuterte Volker, dann würde die Anzahl der Lindhorster Mitglieder in der Verbandsversammlung von 9 auf 18 verdoppelt. Insgesamt gehören der Versammlung 89 Mitglieder an.
Ob sich das alles für die Samtgemeinde Lindhorst rechnet, dieser Frage ging Jens Bargsten nach. Die Samtgemeinde müsse natürlich mit dem Wegfall der Einnahmen aus den Gebühren für den Abwasserbetrieb und mit weniger Aufträgen für den Bauhof rechnen. Das Geld - rund 200.000 Euro - stünde für den Haushalt der Samtgemeinde dann nicht mehr zur Verfügung. Andererseits müssten aber auch keine Personal- und Sachausgaben gezahlt werden. Hier verwies Bargsten insbesondere auf die anstehenden Investitionen im Abwasserbereich, die nach seiner Ansicht in erheblichem Umfang in den nächsten 10 bis 30 Jahren anfielen. Auf der Grundlage einer angenommenen Haltbarkeit von fünfzig Jahren müsse die Samtgemeinde jährlich mit durchschnittlich 490.000 Euro für Ersatzinvestitionen rechnen. Dieser Sorge sei die Samtgemeinde bei einem Verkauf ledig. Bargsten wagte einen Blick in die Zukunft. „Wenn die notwendigen Investitionen vom Verband getätigt werden, dann sehe ich langfristig eine positive Entwicklung für den Samtgemeindehaushalt.” In der Aussprache im Rat sowie in einer Einwohnerfragestunde wurde die Thematik von verschiedenen Seiten beleuchtet, Vorteile und Nachteile eines möglichen Verkaufs ausgelotet. Heinz-Dieter Lauenstein unterstrich für die SPD die wahrscheinlich leicht positive Entwicklung für die Finanzen der Samtgemeinde nach einem Verkauf, während CDU-Sprecher Dietmar Hasemann zu bedenken gab, wenn man die Anlage nicht veräußere, dann könne der Rat mit den laufenden Einnahmen aus den Abwassergebühren besser auf finanzielle Erfordernisse reagieren.
Samtgemeindebürgermeister Gerhard Busche äußerte schließlich die Ansicht, dass mit dem zu erwartenden Erlös in Höhe von 7,1 Mio. Euro bei einem Verkauf der Anlage zunächst einmal die Tilgung der Kredite in Höhe von 2,1 Mio. Euro vorzunehmen wäre. Käme es dann zu einer Unterdeckung im Haushalt durch die nicht mehr vorhandenen Einnahmen und würden die Guthabenzinsen auf dem Kapitalmarkt weiter auf Talfahrt sein und es auch noch zu weiteren Begehrlichkeiten im Rat kommen, dann könne das Gremium zusehen, wie sich „die fünf Millionen in rasender Geschwindigkeit verringern.”
Die Diskussion ließ die unterschiedlichen Betrachtungsweisen, aber auch so manche Unsicherheit in der Beurteilung deutlich werden, was den Verbandsvorsitzenden Uwe Heilmann zu der Feststellung veranlasste: „Sie müssen für sich selbst entscheiden, müssen wissen, was Sie wollen.” Dazu hat der Rat am 22. Juni um 19 Uhr Gelegenheit. Dann entscheidet das Gremium auf seiner nächsten Sitzung im Rathaus, ob das System der Abwasserbeseitigung der Samtgemeinde Lindhorst an den Wasserverband Nordschaumburg verkauft wird. Foto: privat