LANDKEIS. Zu viel Heimat, zu wenig Handlung: Selten sind Regionalkrimis wirklich gut. Doch Ilka Sokolowskis „Die heimliche Geliebte” bildet hier eine wunderbare Ausnahme. Sie trifft in dem Wilhelm-Busch-Krimi das richtige Maß zwischen regionaler Identität und einer wirklich spannenden Geschichte. In der zwar Wilhlem Busch die Hauptrolle spielt, die Handlung aber im Hier und Jetzt verortet ist. Stadtmenschen treffen auf Dorfbewohner, Frauen auf Männer und Täter auf Opfer. Die Protagonistin ist Leo Heller. Die junge Frau mit stockender Karriere im Bereich Gartenbau erbt die Wohnung und den Nachlass ihres Onkels, einem Literaturprofessor. Und zieht ein in ein paar kleine Zimmer in der Südstadt Hannovers, die gefüllt sind mit einem Menschenleben Bücher, Erinnerungen und offenbar brisanten Geheimnissen. Ein rätselhaftes Tagebuch fasziniert nicht nur die junge Frau, die mit Literatur im Allgemeinen und Wilhelm Busch im Besonderen nicht viel am Hut hat. Doch sie liest sich ein in das Werk des Künstlers, sucht in seinen Briefen und Aufzeichnungen nach der jungen Frau, der das Tagebuch offenbar gehörte. Nur einmal erwähnt Busch die geheimnisvolle Christine. In einem Gedicht. Doch gab es sie wirklich? Wenn ja, warum verleugnete Busch diese liebende Frau ein Leben lang. In der Busch-Forschung würde diese Facette einen Sturm heraufbeschwören. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit kommt Leo Heller aus Hannover auch in das Schaumburger Land. Die Beckedorfer Höhe, Stadthagen und natürlich Wiedensahl beschreibt die Autorin mal flüchtig, mal höchst Präzise. Jede Menge Lokales, vom Heiratsmarkt über Meyers Bittern bis zur scheinbar beschaulichen Idylle von Spießingshol, finden ihren Platz in dem mehr als 400 Seiten starken Buch. Lesenswert! Unter der ISBN 3866740518 ist Ilka Sokolowskis „Die heimliche Geliebte” aus dem Springer zuKlampen!-Verlag im Buchhandel erhältlich. Foto: Dagmar H. Kegeler/Ines Hitzemann