Auf eine sehr wechselvolle Verwendung blickt das im Volksmund so bezeichnete ehemalige Rathaus zurück. Der Bruchsteinbau mit breiter Außentreppe, dessen großer Flur immer noch den Hauch behördlicher Autorität besitzt, war einst bis in den letzten Winkel belegt. Selbst nach dem Ortswechsel der Flecken- und späteren Samtgemeinde-Verwaltung wurden die Räume benötigt: als Bücherei, als Sitzungssaal, im Keller als Aufenthaltsraum für die Bauhofmitarbeiter und schließlich lange Zeit für die Sozialstation, bis diese in das ehemalige Casala-Verwaltungsgebäude in der Carl-Sasse-Straße ziehen konnte. Jetzt proben noch Bands des Jugend- und Kulturforums in den verwaisten Räumen – und dürfen bis auf weiteres bleiben. Das hat ihnen der neue Eigentümer gern erlaubt. Denn im Haus selbst will der 45-jährige Autoexperte zunächst noch nichts anpacken. Er wälzt zwar schon etliche Ideen von der barrierefreien Praxis bis hin zu seniorengerechten Wohnungen, weil er von älteren Menschen weiß, dass sie gern in hohen Räumen leben, und weil es eben von hier nur wenige Schritte zu Arztpraxen und in die Ortsmitte sind. Aber weil gute Dinge eben etwas länger Zeit brauchen, sieht er eine Zeitspanne von acht Jahren, in denen er seine Pläne verwirklichen möchte. So lange hat es für sein attraktives Zuhause in der Molkereistraße einschließlich der angrenzenden Fahrzeughalle und des noch aus der Kriegszeit stammenden Behelfsheims auch gedauert. Letzteres gilt als eines der wenigen im Ort noch erhaltenen Gebäude jener Zeit. Sie waren nach den Plänen des örtlichen Architekten Heinrich Nettelmann dutzendfach zur Unterbringung von Bombenevakuierten und Heimatvertriebenen errichtet worden.
Arnolds erster Blick in der Rodenberger Straße gilt den Nebengebäuden seiner neuen Immobilie. Die aus einer Fachwerkkonstruktion bestehende Scheune sieht er als idealen Präsentationsraum für alte Fahrzeuge. Hin und wieder verkauft er selbst ein altes Modell; häufig aber vermittelt er betagte Blechschätze im Auftrag von Kunden. Künftig muss er sich nicht mehr nur auf ein Bild beschränken. Er kann die Oldtimer in ein passendes Ambiente rollen. Mehr noch: Bernhard Arnold verbindet mit dem Rathaus-Hof den Gedanken an ein gelegentliches Treffen von Oldtimerfreunden. Der Gedanke, dass Lauenau zum Mekka für Autoliebhaber werden könnte, erscheint ihm verlockend. Schon heute ist der Flecken unter Insidern gerade wegen Arnold beinahe bundesweit bekannt: Anfangs galt er als Experte für italienische Modelle der fünfziger bis siebziger Jahre. Heute ist die Bandbreite mit deutschen, englischen und amerikanischen Fabrikaten deutlich größer.
„Alte Sachen haben halt Charme”, sagt er und meint damit gleichermaßen Oldtimer und in die Jahre gekommene Häuser. Etwaigen Gerüchten will er übrigens die Grundlage nehmen: Seine Werkstatt werde keinesfalls aus der Molkereistraße in die Rodenberger Straße umziehen. Im Gegenteil: Die räumliche Trennung von Reparatur und Präsentation könne beiden Seiten nur Vorteile bringen. Foto: al