Bewaffnet mit einem Kleinkalibergewehr war der Mann nach einem heftigen Streit weggefahren, hatte die Ehefrau der Polizei erzählen können. Um ein mögliches Drama abzuwenden, handelte die Polizei umgehend und informierte gegen 13 Uhr die Schulleitung in Rodenberg. Brigitte Naber und ihr Kollegium sorgten dafür, dass die Schüler im Gebäude blieben. Die „temporäre Gefahrensituation”, wie es im Polizeijargon heißt, veranlasste die Lehrer, die Schüler in den Klassen zu halten. Gerüchte machten schnell in Rodenberg die Runde. Die Rede war von „Amoklauf in der Schule” oder „Da läuft einer mit einer Knarre durch Rodenberg”. Nichts von dem stimmte, wie sich rund eine Stunde später zum Glück herausstellte. Denn der Mann hatte sich inzwischen in Seelze der Polizei gestellt und sein Gewehr abgegeben. Der Alarm für die Schule in Rodenberg konnte aufgehoben werden. Der 35-Jährige war nach eigenen Angaben überhaupt nicht in der Nähe der Schule gewesen. Die Busse der Schaumburger Verkehrsgesellschaft (VGH) fuhren in Absprache mit der Schulleitung mit halbstündiger Verspätung an die Haltestelle der Schule. Dass sie den Grund für die verriegelten Türen und den per Lautsprecher verordneten Verbleib in den Klassenräumen nicht sofort erfuhren, hat bei einigen Kindern und Jugendlichen schon für Unmut gesorgt. Am Ende waren aber alle froh, dass nichts passiert ist.
Nach den Worten der Polizei musste rasch gehandelt werden, auch um das Leben der Tochter und anderer Schüler nicht zu gefährden. Man habe nicht wissen können, in welcher psychischer Verfassung sich der Vater tatsächlich befunden habe. In Gesprächen mit dem soll jetzt herausgefunden werden, ob von dem Mann tatsächlich eine Gefahr ausgeht. Für die Waffe hat der Helsinghäuser keine Waffenbesitzkarte. Außerdem ist in der Wohnung in Helsinghausen ein frei verkäuflicher Gasrevolver gefunden worden. Großes Aufatmen herrschte bei Brigitte Naber gegen 14 Uhr. Da fuhren die Busse die letzten Fahrschüler nach Hause und die Aufregung im Kollegium hatte sich einigermaßen gelegt. „Wenn man dem Ganzen etwas Gutes abgewinnen möchte, dann die Erkenntnis, dass doch alles gut geklappt hat”, so die Schulleiterin. Alle hätten sich ruhig und besonnen verhalten. Von der Polizei war zu erfahren, dass erst vor knapp einem Jahr Lehrkräfte an einer Schulung zum Thema „Amoklauf” teilgenommen haben. Bei dem Vorfall am Montag war nach Polizeiangaben allerdings auch eine Schwachstelle aufgetreten. Einige Schüler hätten Notausgangstüren geöffnet und seien so nach draußen gelangt. Das hätte nicht passieren dürfen. Denn Ziel sei ja gewesen, alle Schüler im Gebäude zu halten, um diese vor der vermeintlichen Gefahr draußen zu schützen.Foto:pd