Schiedsmänner und –frauen müssen dabei selbst nicht unbedingt juristische Kenntnisse mitbringen. Im Gegenteil: Mit Eike Loos in der Samtgemeinde Nenndorf ist ein ehemaliger Elektroingenieur tätig. In der Samtgemeinde Rodenberg steht Lebensmitteltechniker Klaus Falkenhain sogar noch mitten im Berufsleben. Beide aber haben mit ihren Kollegen gemeinsam, dass sie sich über rechtliche und formale Neuerungen informieren müssen und auch ihre persönliche Qualifikation vervollkommnen. Aus diesem Grund hält der Bezirksverband Hannover/Bückeburg im Bund Deutscher Schiedsmänner regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen ab. Das sind einmal im Monat ganztägige Seminare, die Paul Janßen leitet. Der ehemalige Polizeibeamte ist neben der eigenen Schiedsmanntätigkeit Schulungsleiter im Bezirk
Jetzt zeigte er bei einer Tagung in Lauenau die Folgen des seit Jahresbeginn gültigen Schlichtungsgesetzes auf. Danach ist Kontrahenten bei kleineren Disputen der direkte Rechtsweg versperrt. „Weil die Gerichte mit Kleinkram überlastet sind”, weiß Loos, komme den Schiedsleuten künftig mehr Bedeutung zu: Schon der um Auskunft ersuchte Rechtsanwalt sei verpflichtet, einen entstehenden Vorgang dem Schiedsmann abzugeben.
Dieser schreibe jedoch kein Urteil, sondern versuche, mit den streitenden Parteien zu einer Vereinbarung zu gelangen. Dabei kann durchaus ein Einvernehmen erzielt werden, das hinter einer gesetzlichen Vorschrift zurückbleibt: „Wenn beide Seiten die Hecke auf der Grundstücksgrenze wollen, dann halten wir das im Protokoll fest.” Das Schriftstück gilt als „einklagbarer Titel”: Kommt es in den nächsten 30 Jahren zum neuen Streit beim gleichen Thema, könne ein Richter sofort entscheiden – zu Lasten desjenigen, der die alte Vereinbarung nicht mehr beachten will. Die vermittelnde Tätigkeit eines Schiedsmanns ist preiswert zu haben: Etwa 40 Euro betragen Gebühr und Materialkosten. Diese sind jedoch als in Form eines Abschlags vorab zu entrichten – damit es nicht zu einem weiteren Verfahren kommt, das nun zwischen Schiedsamt und Antragsteller läuft. Loos und Falkenhain berichten übereinstimmend, das Konflikte zwischen Nachbarn den Hauptteil ihrer Arbeit umfassen. Der Streit über Mieten und auch Beleidigungen sind ebenfalls Themen, bei denen Schiedsleute zu salomonischen Regeln kommen wollen. Foto: al