Eine funktionierende Gemeinschaft von Jung und Alt sei die „beste Volksfürsorge und -versicherung”, die es in einer Gesellschaft geben könne. Dies stellte Wulff gleich zu Beginn seines einstündigen Referats heraus. In Zeiten des demographischen Wandels eine Herausforderung für alle.
In Deutschland leben laut Wulff mehr ältere Menschen über 65 Jahre als jüngere unter 25 Jahre. „Solch eine Gesellschaft hat es zuvor noch nie gegeben.” Als Folge werde in den kommenden fünf bis sechs Jahren unter anderem die Zahl der Demenzerkrankten von 1,2 auf 2,5 Millionen steigen.
Im Zuge dessen, so der Bundesvorsitzende, dränge sich die Frage auf, was Senioren als Teil der Union tun müssten. Seine Antwort: „Sie müssen inmitten der Gesellschaft stehen und eine Politik für alle mitgestalten können.” Als Partei der sozialen Marktwirtschaft gehe es der Union nicht nur um den Wohlstand für alle sondern auch um Bildungschancen für jeden. Denn ohne Bildung werde man vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen.
Die Union müsse besonders um die Weiterentwicklung älterer Menschen kämpfen. In Deutschland sind Wulff zufolge 15 Prozent aller 18- bis 65-Jährigen funktionelle Analphabeten, also nicht in der Lage richtig lesen und schreiben zu können. Weiter gedacht bedeute dies: „Im Ruhestand fehlt den Menschen die Kompetenz sich an der Gesellschaft zu beteiligen.”
Neben den Senioren müssten vor allem auch Familien mit Kindern mehr Unterstützung erfahren. „Kinder sind der Mittelpunkt der Gesellschaft.” Wulff wünscht sich, dass er mehr Großeltern sehe, die ihre Enkelkinder zum Spielplatz brächten, als Gleichaltrige, die mit ihrem Hund am Spielplatz vorbeigingen.
Wie Bildungspolitik angegangen werden muss? Wulff argumentierte so: Die Politik müsse wieder in der Lage sein, Fantasien bei den Menschen zu erzeugen. Fantasien seien die „Quelle von Neugierde”.
Wer neugierig sei, wolle etwas wissen und lernen. Im Fokus stünde daher nicht die Frage nach den Schulformen sondern nach den Inhalten.
Für die Bildung sei nicht der soziale Hintergrund entscheidend. „Es geht einzig und allein um die Intelligenz und die Begabung”, konstatierte Wulff.
Auf diesem Gebiet müsse die Politik noch „eine Menge leisten”.
Gleiches gilt für die Beziehung zwischen der Politik und den Bürgern. In „endlosen” Gremien würden die Politiker Beschlüsse fassen und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen.
Es gebe aber keinen, der die Politik den Bürgern nahebringt und sie davon überzeugt. Dies gelinge nur, wenn Strukturen geschaffen würden, die ein Herankommen an die Bürger ermöglichen. „Wir brauchen mehr Zuverlässigkeit”, forderte der Bundesvorsitzende der Senioren-Union.
Eine verunsicherte Gesellschaft wolle Ansprechpartner – Politiker, die mit ihnen diskutieren, Wege aufzeigen und Ängste nehmen.
Wer politischen Diskussionen ausweiche, verliere. Wulff appellierte daher an seine Parteikollegen: „Wir müssen uns stellen. Wir müssen wieder stärker vor Ort sein.”
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