Die evangelisch – lutherische Kirchengemeinde Heuerßen verfügt über ein steinernes Kleinod – die Kirche St. Jürgen. Die Entstehung des Gotteshauses geht auf das 11./12. Jahrhundert zurück. Heuerßen wird 1224 erstmals urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt muss die Kirche bereits seit Jahrhunderten bestanden haben. Die mit romanischen Säulen und spätgotischen Rippen im Kreuzgewölbe ausgestattete Sandsteinkirche St. Jürgen hatte sogar Vorgänger, wie ein in die Querwand eingelassener Kreuzstein beweist.
Dieser stammt aus dem 9. bis 11. Jahrhundert und diente in einer Vorgängerkirche vermutlich als Grababdeckung. 1380 wird das Gotteshaus als „sunte Jürgen” urkundlich erwähnt und 1565 wird der Sakralbau nach Einführung der Reformation in Heuerßen einer gründlichen Renovierung unterzogen. Es ist zu vermuten, dass damals, oder bereits Jahrhunderte vorher, rund 20 Tonnen Schutt auf dem Dachboden des Gotteshauses aufgebracht wurden, möglicherweise um dem Gebäude die nötige Stabilität zu verleihen. Als sich die Kirchengemeinde jetzt an die Restaurierung des Dachstuhls machte und der eher einem Kriechboden ähnelnde Dachboden in Augenschein genommen wurde, stießen die Gemeindemitglieder auf den viele Jahrhunderte alten Schutt, der sich kniehoch ausgebreitet auf dem Dachboden fand. Wie sollten die zwanzig Tonnen Sand und alte Steine, ohne große Kosten zu verursachen, beseitigt werden? Nach einem im Gottesdienst vorgebrachten Aufruf auf Unterstützung durch freiwillige Helfer erklärten sich gleich zwanzig Männer, darunter Mitarbeiter der Baumschule Röhler, bereit, Hand anzulegen. Gesagt – getan. Die ehrenamtlich tätigen Helfer im Alter zwischen 24 und 80 Jahren – allesamt Gemeindemitglieder - trugen den Schutt in gebückter Haltung Eimer für Eimer heraus und kippten ihn auf einen Wagen – pro Helfer eine Tonne: eine beachtliche Leistung. Die ehrenamtlich erbrachte Arbeit half der Kirchengemeinde, das Geld für die Abräumarbeiten zu sparen, um es in die Sanierung des Dachstuhls stecken zu können. Seit Anfang September sind Mitarbeiter eines Obernkirchener Unternehmens damit beschäftigt, die Kehlbalkenlage zu erneuern. Danach werden die vorher abgeräumten und sorgfältig aufbewahrten Sandsteinschindeln der Dachabdeckung Stück für Stück wieder aufgebracht. Zu den beachtlichen Kosten der Sanierung erhält die Kirchengemeinde einen Zuschuss aus Mitteln der niedersächsischen Bingo – Umweltstiftung. Die Mittel fließen, da sich unter dem Kirchendach Fledermäuse eingenistet haben. Auch ist ein Eulenloch vorhanden. Mittel fließen ebenso aus dem Leader-Projekt, einem europäischen Fonds, der Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums finanziell unterstützt. Die Arbeiten an Dach und Dachstuhl sollen bis Ende November abgeschlossen sein. Foto: bt/ privat