Als besonders ergiebig erwiesen sich bei der Arbeit von Helge Heinke-Nülle die zahlreichen Ratsprotokolle aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zum ersten Mal taucht der Name Cordt Hane am 14. November 1600 darin auf, als der „Kramer” (Kaufmann) für sich und seine Ehefrau Catharina Schnitker das Bürgerrecht - und das Recht, Bier zu brauen, beantragt. Zwei Mal gibt es in den folgenden Jahren Probleme, die vor Gericht gelöst werden müssen.
Bereits 1606 baut Hane sein erstes Haus in der Engen Straße, das noch heute durch eine Inschrift von seiner Existenz kündet: „Cordt Hane hec fieri fekit Ano Dni 1606”. Später (1617) baut Hane noch ein zweites Haus: Die Universitätskomisse in der Weserstraße. Auch noch im Jahr 1606 gibt es erste Hinweise für sein politisches Engagement. Als Mitglied in den Rat wird er allerdings erst 1618 gewählt. Im gleichen Jahr bricht der 30-jährige Krieg aus, von dem Rinteln noch einige Zeit weitgehend verschont bleibt. Dafür sorgt die Pest in der Weserstadt für Angst und Schrecken: Allein 1625 sollen es in Rinteln rund 500 Opfer gegeben haben.
Die Familie Hane indessen bleibt davon verschont. Bis auf eine Ausnahme: Hanes Ehefrau Catharina Schnitker stirbt im Alter von 45 Jahren an der Pest - nachdem sie in den 25 Jahren ihrer Ehe acht Kinder zur Welt gebracht hatte. Weil aber ein alleinerziehender Vater von acht Kindern damals undenkbar war, hatte Hane bereits sieben Monate später eine neue Braut, die wohlsituierte Professorenwitwe Catharina Wipperman - die ihm ihrerseits noch einmal fünf weitere Kinder gebar.
„Eine Rintelner Familiengeschichte in Zeiten des Umbruchs”, so hat Helge Heinke-Nülle ihre historische Dokumentation untertitelt. Der Umbruch wurde auf der negativen Seite vom 30-jährigen Krieg geprägt, andererseits war aber bereits 1619 die Rintelner Universität eröffnet worden. Und Cordt Hane stieg auf der Erfolgsleiter weiter nach oben: Während seine Geschäfte als Tuchhändler offenbar prima prosperierten, machte er auch als Lokalpolitiker Karriere: 1623 wurde er Vorsitzender des zwölfköpfigen Rates und blieb fortan für die nächsten acht Jahre Bürgermeister der Stadt.
Während es der Familie Hane vergleichsweise sehr gut ging, mussten viele andere Rintelner ein bescheidenes Dasein fristen. Nach Recherchen von Helge Heinke-Nülle musste eine arme Familie mit 19 Silbertalern ein ganzes Jahr auskommen. Dabei waren etliche Dinge seinerzeit kostenpflichtig, die heute praktisch umsonst sind. Zum Beispiel die Teilnahme am Gottesdienst in der Nikolai-Kirche: Für einmalige neun Mariengroschen mussten die Kirchgänger ihren zugewiesenen Stuhl „kaufen” - immerhin ein Viertel Silbertaler. Umsonst war der Besuch allein für die Mitglieder des Rates - für die dafür eine Art Anwesenheitszwang galt.
Weitere potenzielle Kosten konnten in der Abteilung „Kuriosa” fällig werden. Bei Hochzeiten in der Nikolai-Kirche etwa trug die Braut in der Regel eine Krone - die jungfräuliche Braut wohlgemerkt. Eine Witwe zum Beispiel, die sich wiederverheiratete, musste ihr Haupt mit Stroh bedecken. Und das galt auch für andere Fälle: Wenn eine Ehefrau zum Beispiel erheblich weniger als neun Monate nach ihrer Heirat ein Kind zur Welt brachte, dann mussten die Familien mit einer kostenpflichtigen Verwarnung seitens der Obrigkeit rechnen - wegen Umzucht.
Cordt Hane blieb unterdessen bis 1631 Bürgermeister der Stadt Rinteln. Der letzte Eintrag in einem Ratsprotokoll datiert vom 29. Juli 1636.
Und weil es wenige Monate später bereits um die Erben geht, wird Cordt Hane vermutlich in jenem Jahr das Zeitliche gesegnet haben. Foto: km