BAD NENNDORF (jl). Orange Haare, oranges Glitzerkleid und orange Fingernägel – Wie die hochgewachsene „Cristina aus Amsterdam” auf die Bühne im Bistro der Wandelhalle stolziert, ist wahrhaftig ein Hingucker. Und als die „Künstlerin” den Mund öffnet, bekommt auch so mancher Gast seine Lippen vor Staunen nicht mehr verschlossen: Eine männlich-tiefe, unglaublich voluminöse Stimme erfüllt den Raum und singt „Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will”, wie es einst Zarah Leander in der gleichnamigen Operette in der Hauptrolle zum Besten gab – inklusive des unverkennbaren „r”-Rollens. In Begleitung des Starpianisten Michael Ashton lässt der niederländische Travestiestar die Werke der 1981 verstorbenen schwedischen Schauspielerin und Sängerin kurzweilig lebendig werden. Eindrucksvoll interpretierte Chansons entführen in die gute alte Zeit. Sie wolle Leander aber weder imitieren noch parodieren, erzählt „Cristina” ihrem Publikum und fügt schmunzelnd hinzu: „Sollten Sie irgendwelche Ähnlichkeiten hören oder sehen, ist das rein zufällig.” Ihr Gegenüber animiert sie zum Mitsingen – damit die Besucher nach dem Konzert auch sagen könnten: „Jott, die Kleene war ja doch nett!” Gesagt, getan stimmt sie das bekannte „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n” aus dem 1942er-Film „Die große Liebe” an. Ihre Gäste tun es ihr gleich und unterstützen sie aus voller Kehle beim Refrain, während es zum Gänsehaut verursachenden Lied „Der Wind hat mir ein Lied erzählt” genießerisch still wird, ehe das Energiebündel auf der Bühne wieder für Unterhaltung sorgt. „Wenn Sie mich manchmal nicht verstehen, muss ich Ihnen ein Geheimnis verraten: Ich komme aus Holland”, zwitscherte „Cristina”. Ja, der Orangeschopf im Glitzerfummel singt sich nicht nur in die Herzen des Auditoriums, sondern „quatscht” sich auch mit seinem niederländischen Charme geradewegs dort hinein. Und er plaudert wirklich gerne. „Wenn ich eine Märchentante wäre, würde ich Märchen erzählen, bin ich aber nicht – und auch kein Onkel”, lacht „Cristina aus Amsterdam” ins Mikrofon. Im Gegensatz zu Leander gebe es über sie nichts zu erzählen. „Ich bin harmlos, schüchtern und zurückhaltend, rauche nicht, trinke nicht und bin seit 44 Jahren in Deutschland und 38 Jahre alt – Damit wissen Sie alles über mich”, grinst sie ins Publikum, von dem sie sich geradezu „warmgemacht” fühle, und prostet ihm zu. In diesem Sinne: Auf eine gelungene Revue an die unvergessliche Zarah Leander und ihre Chansons. Foto: jl