Weitaus mehr Zeit verschlang an dem Abend der Bericht des Gemeindeberaters Peter-Paul König über das vorausgegangene Mediationsverfahren um den scheidenden Pfarrer Peter Gerloff – inklusive einer erneut aufkochenden Diskussion. Und die zeigte, dass die Probleme tiefer sitzen und bereits weitaus länger bestehen und nicht ohne die Bereitschaft der Pfarrgemeinde zu lösen sind. Es sei kein Konflikt für oder gegen den Pfarrer gewesen, sondern es hätten auch andere Themenfelder mit unterschiedlicher Akzentuierung ein Rolle gespielt, sagte König. „Das ‚System‘ lässt sich nicht heilen, nur weil man die ‚Stellschraube‘ austauscht.” Zwar habe man den Eindruck, dass das Ausscheiden von Pfarrer Gerloff das Beste sei; die Probleme innerhalb der Gemeinde, zu der die Kirchenorte Bad Nenndorf, Rodenberg, Lauenau und seit 2012 Hohnhorst gehören, seien damit aber eben noch nicht beseitigt. Es geht um „Altlasten”, um „Lagerdenken” und gar eine „Spaltung der Gemeinde” . Der Berater, der nach eigenen Angaben mehr als ein Dutzend persönliche Gespräche und an die 100 Telefonate mit Gemeindefunktionären und -mitgliedern führte, habe das Gefühl, die Menschen würden sich mit verengtem Blick „schon fast feindselig” begegnen. Er sprach von starken Ausgrenzungstendenzen. Dabei gäbe es keinen Konflikt, den die Gemeinde nicht bewältigen könnte, wie er herausstellte. Die Frage, die sich die Pfarrgemeinde nach Meinung eines seiner Mitglieder stellen muss, lautet: Inwiefern ist aus den vier Kirchenorten tatsächlich eine Gemeinde geworden? Eine Wortmeldung kritisierte, dass es bei den Mitgliedern bereits in Fleisch und Blut übergegangen sei, von „Wir Hohnhorster, wir Rodenberger und so weiter” zu sprechen. Allein der Terminus „Filialgemeinde” sei schon falsch. Ein anderer meinte, solange es nicht gelinge, sonntags in einer Kirche gemeinsam Gottesdienst zu feiern, „werden wir auch nie eine Gemeinde”. Ein weiteres Mitglied forderte, auch nach hinten zu schauen und die „Grabenkämpfe” zu begradigen, um nicht nochmal die gleichen Fehler zu machen. Und eine wiederum andere Stimme fasste zusammen: „Was wir in der Vergangenheit gezeigt haben, ist nicht Kirche. Wir müssen wieder miteinander und nicht übereinander reden.” Applaus hallte durch die Kirche. Damit das Bistum den neuen Pfarrer auch ohne „ein Grummeln im Bauch” schicken könne, so Garhammer, müsse sich die Grundhaltung ändern: die „Koalitionsbildung” müsse sich auflösen. Letztlich plädierte der Bistums-Referent dafür nicht von Konflikten, sondern von Herausforderungen zu sprechen. Die gelte es gemeinsam anzugehen. Er forderte den Kirchenvorstand und den Pfarrgemeinderat auf, als Delegierte der Gemeinde – und nicht als „abgeschottete Einheit”– einen nachhaltigen Lösungsweg zu erarbeiten. Jeder, der mitreden will, soll sich an die Gremien wenden und aktiv mitwirken. Nach der Sommerpause soll ein Termin gefunden werden, um mit dem Gemeindeberater die Ergebnisse zu besprechen. Foto: jl