Faurecia und IG Metall hatten über erweiterte Möglichkeiten verhandelt, mehr Mitarbeitern am Standort 40-Stunden-Verträge anbieten zu können. Das Unternehmen wollte damit die Chancen für den eventuellen Neubau der Deutschlandzentrale in Stadthagen erhöhen. „Wenn wir Stadthagen als Forschungs- und Entwicklungsstandort attraktiver machen wollen, ist das einfach eine Grundbedingung, um neue Fachkräfte für den Standort zu gewinnen”, erklärte Rupertus Kneiser von der Faurecia-Geschäftsführung. Laut eigenen Angaben war die Arbeitgeberseite bereit, eine Standortsicherung für Stadthagen abzuschließen und in die Verhandlungen über lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle einzusteigen. Die Ausweitung der Arbeitszeit auf 40 Stunden wäre ausschließlich auf freiwilliger Basis und bei vollem Lohnausgleich erfolgt, erklärte Faurecia. Grundlage seien sogenannte Öffnungsklauseln im Tarifvertrag, die es ermöglichen, mehr Mitarbeitern als den tariflich festgelegten maximal 18 Prozent der Belegschaft 40-Stunden-Verträge anzubieten. Wie die IG Metall mitteilte, seien die Tarifverhandlungen von der Arbeitgeberseite am Dienstag abgebrochen wurden, ohne ernsthaft in Verhandlungen zu treten. Die IG Metall hatte vorgeschlagen, die Erhöhung der Arbeitszeitquote für 33,5 Prozent der Beschäftigten auf zunächst zwei Jahre zu befristen. In diesen zwei Jahren sollte es weitere ergebnisoffene Verhandlungen eines Arbeitszeitmodells geben, erklärte die Gewerkschaft. Gerade mit Blick auf die langfristige Ausrichtung des Standortes sei diese kurze Laufzeit für das Unternehmen nicht hinnehmbar, bewertete Faurecia den Vorschlag. „Alles sieht so aus, dass es der Arbeitgeberseite gar nicht um ernsthafte Verhandlungen ging”, teilte Thorsten Gröger, Geschäftsführer der IG Metall Nienburg-Stadthagen, mit. Faurecia kündigte an, die Pläne für den Standort Stadthagen zu überdenken, ließ sich aber eine Hintertür offen: „Diese Investition im zweistelligen Millionenbereich, die den Standort langfristig sichern und international wettbewerbsfähig machen soll, wird derzeit geprüft.” Stadthagen ist für Faurecia nach Angaben des Unternehmens eine weltweite Zentrale für die Sitzentwicklung im Premiumsegment und gehört zu den Innovations- und Hochtechnologie-Standorten. Hier arbeiten rund 900 Arbeitnehmer, etwa 70 in der Kleinserienfertigung und 790 in Forschung und Entwicklung sowie Zentralfunktionen. Hinzu kommen rund 40 Auszubildende in beiden Bereichen. Foto: privat