Beim Treffen der Landfrauen, kam die Referentin in tradtioneller, schwarz-weißer Zimmermannskluft. Diese kostet rund 1.000 Euro und besteht aus Hut, Hose, Jacke und Weste, dem Carly und dem Stenz. Das Carly ist das zur Rolle geschnürte Tuch, in dem Gesellen auf der Walz ihre Habseligkeiten verwahren. Der Stenz ist der Wanderstock. Die sechs Perlmuttknöpfe an der Jacke stehen für die wöchentlichen sechs Arbeitstage, die acht Knöpfe an der Weste für die täglichen acht Arbeitsstunden. Bis 1871 war es Pflicht, auf Walz zu gehen, um anschließend den Meisterbrief zu erhalten, berichtete Annika Perlmann. Im Jahr 2005 waren von den 800 Wandergesellen nur zehn Prozent weiblich. 2010 waren es nur noch 450 Wandergesellen. In der heutigen Zeit möchte wohl kaum ein junger Mensch mehr auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation verzichten. Das Grundgesetz der Walz sieht vor, dass die Wandersleut auf der Walz keinen Besitz haben dürfen, das bedeutet kein Auto und auch kein Mobiltelefon. Eine weitere Regel besagt, dass man nur zu Fuß oder per Anhalter reisen darf. Das Geld zum Leben auf der Walz wird durch verrichtete Arbeit unterwegs verdient. Übernachtet wird unter freien Himmel oder auch mal im Hotel. Annika Perlmann erzählte, sie habe keine schlechten Erlebnisse gehabt und sei auf viele freundliche Menschen getroffen. Lediglich das Ritual des Nagelns habe Eindruck hinterlassen. Das Loch für den Ohrring im linken Ohrläppchen wurde ihr, so will es der Brauch, von einem Zimmermann mit dem Nagel geschlagen. Die Wunde wurde innerlich wie äußerlich mit Schnaps desinfiziert. Im Herbst 2008 kehrte Annika Perlmann in ihre Heimat zurück. Sie kletterte, so wie es alle am Ende der Walz tun, über das Ortsschild ihres Heimatortes. Hier wurde sie von Familie und Freunden empfangen. Die Reise war anstrengend gewesen, aber sie hat viel gesehen und erlebt. Nach ihrer Rückkehr besuchte Annika Perlmann direkt die Meisterschule und ist seit 2009 Zimmermeisterin.