Friedrich-Wilhelm Kracke ist damit ein Stein vom Herzen gefallen. Der ehemalige Firmenchef, der in den vergangenen Jahren zweimal den Niedergang des alten Familienbetriebs miterleben musste, sieht in der neuen Lösung eigentlich nur Gutes: „Ich muss nicht verschämt hier vorbeilaufen”, erklärt er mit Blick auf die Immobilie. Knapp 5.000 Quadratmeter sind an die neue Eigentümergemeinschaft verkauft worden, darunter Teile der alten Produktionsstätten, Freiflächen sowie das Wohn- und Geschäftshaus. Im Besitz der weiterhin bestehenden „Friedrich Kracke Stuhlfabrik von 1928”, der auch die Rechte an Modellreihen und Lizenzen gehören, bleiben das neue Lagergebäude und das davor befindliche Wohnhaus. Schon seit dem vergangenen Herbst stehen die Hallen leer. Alle alten betrieblichen Einrichtungen der Stuhlfabrik Kracke - von der Trockenkammer über CNC-Aggregate und Lackroboter bis hin zu Bohrmaschinen - sind nach Bahrain veräußert worden. Eine dortige Möbelfabrik produziert mit 500 Beschäftigten hochwertige Stühle für den Markt im nahen und mittleren Osten. Was Kracke am meisten freut: Auf etwa tausend Quadratmeter der veräußerten Flächen wird wieder Holz verarbeitet. Der Rodenberger Tischlermeister Alexander Howind produziert hier Möbel, Küchen und Holzfertigteile für gewerbliche Kunden. Bislang war er im Gewerbegebiet Seefeld der Deisterstadt ansässig. Nun bot sich am Süntel durch den Kauf der notwendige Platz für das expandierende Unternehmen und seinen großen Maschinenpark. Es boomt beim Neueigentümer Howind. Zuletzt haben aufgrund eines Großauftrags wöchentlich 300 Schränke Hülsede verlassen. Zugleich ist der junge Unternehmer mit seinen drei Geschäftspartnern auf der Suche nach weiteren Mietern – für die Hallenflächen sowie für drei Wohnungen und nicht mehr benötigte Büroräume. Die qualitativ hochwertigen Kracke-Möbel sind vom Markt nicht verschwunden. Das ebenfalls in Hülsede ansässige Unternehmen Heine Sitzmöbel hatte, wie berichtet, die Produktpalette und Lizenzen übernommen. Bislang laufe der Umsatz dieser Kollektion nur „auf reduziertem Niveau” weiter, wie Geschäftsführer Volker Knolle auf Anfrage mitteilte. Vorwiegend seien es Kunden, die Sonderanfertigungen von Größen oder Farbton wünschen. Aber zumindest für drei ehemalige Kracke-Mitarbeiter hat sich bei „Heine”, dem letzten klassischen holzverarbeitenden Betrieb von einst über 40 rund um den Deister, eine neue berufliche Perspektive ergeben. Mit dem Zugang der neuen Kollegen zählt das Unternehmen jetzt 20 Beschäftigte. Foto: al