Die finden seit 1992 regelmäßig statt. „Solche Zahlen gehören längst der Vergangenheit an”, so Kopp, die seit 17 Jahren den Vorsitz innehat. Aktuell sind es etwas mehr als 200 Mitglieder. Nicht geändert habe sich hingegen die Absicht der Gesellschaft, das Ansehen der Dichterin zu bewahren und in der Öffentlichkeit lebendig zu halten. Das Werk Miegels solle die Menschen beschäftigen und anregen. „Es gilt heute mehr denn je Agnes Miegel als große deutsche Dichterin zu würdigen”, betonte die Vorsitzende. In einer Zeit, in der die allgemeine Bekanntheit weit hinter Schlagworte gefallen sei „müssen wir wieder zeigen, wie gehaltvoll ihr dichterisches Wort ist”– so wie sich es Miegel für die Nachwelt gewünscht habe. Vor allem von den Menschen in Ostpreußen wurde sie verehrt. Wie sehr, das hat Lorenz Grimoni, Sohn des Gründers der Agnes-Miegel-Gesellschaft, selbst bei einer Veranstaltung mit der Dichterin Ende der Fünfzigerjahre erlebt, wie der 80-jährige Pfarrer in seinem schriftlichen Grußwort berichten ließ. Umringt von zahlreichen Anhängern habe die Dichterin Autogramme gegeben. Eine besondere Bindung verband sie mit Warendorf, wie Prof. Dr. Paul Leidinger in seinem Festvortrag herausarbeitete. Zum 750-jährigen Jubiläum widmete die Dichterin der nordrhein-westfälischen Emsstadt einen Essay. Auf dessen Grundlage entstand zwei Jahre später die „Hymne an Warendorf”, die 1955 mit 300 Sängern Uraufführung feierte. „Das Monumentalwerk wurde seitdem nicht wieder aufgeführt”, sagte der Historiker und Miegel-Kenner. Zudem ist am Rathaus der Stadt ein in Bronze gegossener Spruch der Schriftstellerin angebracht. 1959 besuchte Miegel ein letztes Mal Warendorf. Fünf Jahre später verstarb sie im Alter von 85 Jahren. Ist es richtig, die Vergangenheit zu verdrängen, statt sich mit ihr auseinanderzusetzen? Diese Frage warf Stadtdirektor Mike Schmidt in den Raum – nicht nur mit Blick auf die Diskussion um die Umbenennung von Straßen- und Platznamen, sondern auch auf das aus dem Kurpark entfernte Agnes-Miegel-Denkmal. Er sprach sich für Aufklärung aus. „ Die Geschichte hat uns gelehrt: Sobald wir anfangen die Vergangenheit zu vergessen, führt das zu nichts Gutem”, sagte der Verwaltungschef. Clowns führten Regierungen an und Rechtspopulisten regierten Länger. Es sei nicht selbstverständlich in Freiheit und Frieden zu leben. Foto: jl