FRIEDRICHSWALD (ste). Nachts schläft Schafzüchter Christoph Höller aus Friedrichswald schlecht. Häufig grübelt er über das mögliche Schicksal seiner Schafe nach, denn dem 1,20 Meter hohen Zaun mit Stromlitze traut er nur bedingt als Abwehrmechanismus gegen den Wolf. „Der Wolf ist schlau, passt sich an, lernt dazu.” Sein Trauma: „Morgens aufstehen und die halbe Herde liegt tot auf der Weide.” Es wäre nicht das erste Mal, denn das Jagdverhalten von Wölfen folgt ihrem Instinkt und dem Schema „Surplus Killing”. Soll heißen, dass Wölfe so lange beutefangmotiviert töten, wie sich die Tiere - beispielsweise auf einer Weide - durch Flucht bewegen. Bis zu 40 tote Tiere auf einer Weide sind bereits gezählt worden. Wolfsexpertin Elli H. Radinger schreibt dazu: „Bei einer Mehrfachtötung läuft wie bei einer Jagd das ganz normale „Beutegreifer Programm” ab. Rennende Schafe lösen immer wieder von Neuem den Beutefangreflex aus.” Dadurch seien Wölfe nicht zugleich auch im Blutrausch. Um auf die Problematik „Wolf/Weidetierhaltung” aufmerksam zu machen, veranstaltete Höller jetzt ein Mahnfeuer und hatte dazu mit dem „Landvolk Weserbergland e.V.”, dem „Hannoveraner Zuchtverband” sowie der „Interessengemeinschaft Rauhwolliges Pommersches Landschaf” eine starke Unterstützergemeinschaft. Sie alle treibt die Angst um ihre Weidetiere um. Denn der Wolf ist klar auf dem Weg ins Schaumburger Land und es hat bereits Sichtungen im Bereich der Paschenburg in Schaumburg, in Friedrichswald, an der ehemaligen Nato-Station in Goldbeck und in einer Fotofalle im Extertal gegeben. An der Schafherde von Christoph Höller ist der Wolf bislang vorbeigezogen. Doch der Züchter weiß: „Das ist nur eine Frage der Zeit.” Das Thema bewegt viele Menschen, das konnte man auch beim Mahnfeuer erkennen, denn die Resonanz auf die Einladung war groß. Doch Höller ist nicht nur Schafzüchter mit Leidenschaft, er ist auch Natur- und Umweltschützer und kann sich daher auch der Faszination „Wolf” nicht entziehen. „Ausrotten ist für mich keine Option, aber Bestandsbegrenzung!” Die Schafzüchter dürften nicht ausbaden, was man aus wissenschaftlicher Sicht als Erfolg wertet und dokumentiert. Die Ansiedlung des Wolfes müsse mit einem vernünftigen Wolfsmanagement erfolgen und dabei müsse auch Rücksicht auf Weidetierhalter genommen werden. Denn der Wolf verbreitet sich rasant. Eine Reproduktionsquote von 36 Prozent heißt, dass der Wolf sich im Bestand in drei Jahren verdoppelt. Denn das Nahrungsangebot in Wald und auf der Weide ist gut. Die Konsequenz für viele Tierzüchter hieße, auf Weidetierhaltung zu verzichten. Das geht jedoch nicht bei allen Tierarten. Und auch, wenn das Land Niedersachsen Zäune kostenfrei liefert, bleibt die Angst der Züchter, denn Wölfe springen perfekt: „Oder sie lernen, dass sie sich unter dem Zaun durchgraben können”, so Höller. Seine 120 Rauhwolligen Pommerschen Landschafe sind eine seltene und alte Rasse und Höller befürchtet, dass immer mehr Züchterkollegen wegen der Wolfsgefahren aufhören werden: „Damit geht jede Menge verloren. Die Versorgung mit heimischen Produkten, die extensive Nutzung der Weideflächen und natürlich die Artenvielfalt!” Weitere Stimmen zu diesem Thema gibt es vom Kreisvorsitzenden des Landvolks, Achim Pohl, vom Bezirksvorsitzenden des Hannoveraner Züchterverbandes, Hartmut Wilking, von Horst Söffker, der Schafe und Pferde züchtet, von Rinderzüchter Hinrich Strüve aus Krankenhagen, vom MdL Dirk Adomat und von Dr. Nick Büscher, dem Vorsitzenden des Rintelner NABU. Foto: ste