Das Fass zum Überlaufen brachte dieser Fall: Eine Familie aus der Samtgemeinde Rodenberg bat Schneider um Hilfe, weil ihr Altdeutscher Hütehund nicht handelbar sei – die Arme der Besitzerin seien mit Hämatomen übersät gewesen, erinnert sich die Vereinsvorsitzende. Eine Organisation, die Tiere aus dem Ausland holt, hatte das Fundtier aus Rumänien nach Deutschland gebracht. Über das Vorgehen kann Schneider jedoch nur mit dem Kopf schütteln. Demnach war der frisch kastrierte Rüde ohne Schutz transportiert worden, sodass er sich die Naht blutig leckte. Nach nur vier Tagen in der Pflegestelle und zweimaligem Sehen auf einem Hundeplatz wurde er seinen neuen Besitzern übergeben, vor dem Haus. Nach drei Wochen habe der Vierbeiner dann „deutlich gezeigt, wer der Chef ist”. Von der kontaktierten Organisation hieß es nur: Sie habe keine Möglichkeiten, den Hund anderweitig unterzubringen. Entweder er würde eingeschläfert, da ein Tierarztbesuch angeblich ohnehin einen Hirntumor zutage gebracht hätte, oder zurück in sein Heimatland gebracht. „Das ist für mich kein Tierschutz, so arbeitet keine Organisation”, erzürnt sich die hiesige Vereinschefin. Sie schritt ein und sorgte dafür, dass der Hund im Tierheim Barsinghausen unterkam. Die eigene Tierauffangstation ist voll. „Mir steht es bis hier oben”, hebt Schneider, die den Vorfall den zuständigen Behörden gemeldet hat, die Hand zum Kiefer, „weil wir selbst genug Tiere haben – unsere Kapazitäten sind erschöpft, dass wir uns nicht auch noch damit beschäftigen können!”. Viele Straßenhunde fühlen sich in vier Wänden nicht wohl Die beiden Frauen kritisieren, dass bei manchen Organisationen zu sehr auf die „Tränendrüse gedrückt” und die Beschreibung der Hunde beschönigt werde, zudem fehlten den Pflegestellen oftmals die Ausbildung und Kenntnisse. Auch das extrem scheue „Würmchen” kommt aus einer ausländischen Organisationsvermittlung. Weil er nicht der versprochene Rottweiler war, landete der Schäferhund-Mix im hiesigen Tierheim. Nach einem halben Jahr nimmt die Hündin mittlerweile schon Leckerlis aus der Hand. „Geschirr oder Leine geht aber noch gar nicht”, so Schneider. Der Altdeutsche Hütehund aus Rumänen und „Würmchen” sind keine Einzelfälle. Phasenweise erreichen Schneider wie auch Tiedtke bis zu drei Anfragen pro Woche, ob diese Hunde aufnehmen könnten, die aus dem Ausland in Familien gekommen sind, oder zu Vorkontrollen im Auftrag von Organisationen ausrücken können. „Das mache ich schon generell nicht mehr”, sagt Schneider zu Letzterem. Mitstreitern ergehe es nicht besser: „Viele Tierheime im Umkreis haben die Nase voll, weil sie nicht dagegen ankommen.” Für viele Straßenhunde sei es sogar besser, sie nur einzufangen, zu kastrieren und wieder freizulassen, „statt am Ende im Tierheim zu landen, wo sie nur noch geschiebert werden, weil sich keiner ran traut”, seufzt die Bückeburger Tierschützerin. Schiebern bedeutet, Gehege voneinander zu trennen, um zum Beispiel ohne die Anwesenheit des Tieres zu reinigen. Auch Schneider betont: „Hunde, die es nur gewohnt sind, auf der Straße zu leben, fühlen sich in vier Wänden nicht wohl.” Hauptsache etwas Plüschiges: Wenn die Probleme 
vorprogrammiert sind An Hundebesitzer in spe appelliert das Duo, sich gewissenhaft zu überlegen, was für einen Hund sie sich zulegen. „Die Leute schaffen sich heute hauptsächlich einen Hund nach Optik und nicht nach, so blöd sich das Wort auch anhört, Verwendung an und sind dann entsetzt, wenn der Hund auf einmal das tut, wozu er von uns gemacht wurde”, weiß Tiedtke aus Erfahrung und nennt als Beispiel den unterforderten Hütehund, der anfängt, die Kinder im Haus zu hüten. Hauptsache etwas Plüschiges – wenn das aber langsam zu einem stattlichen Herdenschutzhund heranwachse, dessen Wesen es sei selbst zu entscheiden, seien Probleme in den eigenen vier Wänden und die Überforderung vorprogrammiert. „Man muss die Leute sensibilisieren”, betont die Bückeburger Tierheimleitung. Bei der Anschaffung gilt es, einiges zu beachten. „Wenn die Übergabe irgendwo gemacht werden soll, muss man hellhörig werden – dann stimmt etwas nicht.” Tiedtke rät Interessenten keine Hunde zu „bestellen”, sondern Vierbeiner in Pflegestellen in Ruhe kennenzulernen. Zudem müsse jede seriöse im Auslandstierschutz aktive Organisation einen Plan B haben, falls es doch nicht passe. Foto: jl