Der handkolorierte Kupferstich stammt aus dem Jahr 1790 und bildet bis ins kleinste Detail das Gebiet zwischen Deister und Horsten, Waltringhausen und Rodenberg ab. Hintergrund der Karte, glaubt Zerries, dürfte ein damaliges Orientierungsproblem gewesen sein: In den Jahren nach der Gründung des Badeortes Nenndorf logierte der Landgraf Wilhelm IX. wie auch die anderen Badegäste zunächst in der benachbarten Stadt Rodenberg und vorwiegend auf dem damaligen Schloss. Von Rodenberg aus verlief der Weg über das Dorf Grove in Richtung Horsten und hinter dem „Krater” nach Klein Nenndorf. Für den besseren Transport der Gäste zwischen Rodenberg und Nenndorf ordnete der Landgraf erst um das Jahr 1795 den Bau der „Rodenberger Allee” an. Deshalb kann diese auch noch nicht auf der fünf Jahre älteren Karte verzeichnet sein. Als das Blatt entstand, vollzog sich der Niedergang des Badebetriebes im damals etablierten Solebadeort Rodenberg zugunsten des Aufstiegs des neuen und vom Landgrafen favorisierten Kurortes zwischen den damaligen Bauerndörfern Klein- und Groß Nenndorf. Sie erlaubt deshalb einen einmaligen historischen Blick auf das damals geplante und noch heute in Teilen vorhandene Kurzentrum. Zerries hatte das Original vor einigen Jahren im Internet erworben. Dass dies zu einem vergleichsweise günstigen Preis möglich war, vermutet der umtriebige Hobbyforscher mit Unwissenheit: Der einmalige Wert für dieses Stück Lokalhistorie sei wohl nicht erkannt worden. Nach seinen Recherchen gibt es nur noch zwei weitere Archivexemplare dieser Karte. Warum er das Original nun als Exponat für das geplante Museum übergeben hat, begründet er mit dem notwendigen und von ihm gewollten Verbleib am Ort des Entstehens. Die beiden Vorsitzenden des Vereins „Museum Bad Nenndorf e.V.”, Volker August und Lars Walther, zeigten sich hocherfreut über die Schenkung und versprachen einen würdigen Platz für das ungewöhnliche Exponat. Gleichzeitig wünschen sie sich noch mehr solcher Beispiele: Wer etwas für Bad Nenndorf historisch Bedeutsames besitzt oder das im Aufbau befindliche Museum mit einer Spende unterstützen will, sei jederzeit gern willkommen. Interessierte, die eine Kopie der Karte erwerben möchte, können sich an die Rodenberger Deisterbuchhandlung wenden. Dort sind noch einige Exemplare der vokn Zerries produzierten ersten Auflage vorrätig. Foto: al/p