Eine ganz normale Sache | Schaumburger Wochenblatt

07.09.2023 12:53

Eine ganz normale Sache

Hat Knochenmark gespendet: Stefan J. aus Mesmerode. (Foto: tau)
Hat Knochenmark gespendet: Stefan J. aus Mesmerode. (Foto: tau)
Hat Knochenmark gespendet: Stefan J. aus Mesmerode. (Foto: tau)
Hat Knochenmark gespendet: Stefan J. aus Mesmerode. (Foto: tau)
Hat Knochenmark gespendet: Stefan J. aus Mesmerode. (Foto: tau)

Alle 15 Minuten erhält völlig unerwartet ein Mensch in Deutschland die Diagnose Leukämie. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 13.000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten. Nur einem Teil dieser Patienten kann allein durch Medikamente geholfen werden.

Für viele ist die Transplantation von Knochenmark oder Blutstammzellen gesunder Spender die einzige Chance, die Krankheit zu überwinden. Stefan J. (der Nachname wird auf Bitten des Arbeitgebers in diesem Bericht nicht genannt) aus Mesmerode ist einer dieser Spender, der in diesem Jahr einem Patienten helfen konnte. Der Stadtanzeiger hat mit ihm gesprochen.

Am Anfang steht die Registrierung. Die erfolgte bei dem 36-Jährigen, der Soldat auf dem Fliegerhorst ist, bei einem Lehrgang. ”Das war eine spontane Sache und ging auch ganz schnell”, sagt er. Bei der Typisierung wird lediglich ein Abstrich aus dem Mund von den Innenseiten der Wangen genommen. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob die Gewebemerkmale zu denen einer Patientin oder eines Patienten passen. Die Chance, tatsächlich für eine Stammzellenspende ausgewählt zu werden, liegt nur bei 1,5 Prozent. ”Ich persönlich habe auch nicht damit gerechnet, dass es einen Treffer gibt”, so der 36-Jährige.

Sehr gute Betreuung

Doch im März gab es Post von der Deutsche Stammzellspenderdatei (DSD). Seine Merkmale stimmen mit denen eines Patienten überein. Es folgte ein Gesundheitscheck beim Arzt, mit großem Blutbild, einem Test der Lungenfunktion und des Herzkreislaufsystems sowie Ultraschall. Das Ergebnis: Stefan J. ist topfit und sein Immunsystem in Ordnung, was wichtig ist, da im Körper des Patienten, der die Knochenmarkspende erhält, das Immunsystem erneuert wird und ein neues blutbildendes System entsteht. ”Allein die Untersuchungen waren für mich schon sehr interessant”, sagt der Mesmeroder rückblickend. Viel Lob hat er für die Ärzte und die Mitarbeiter der DSD übrig, die sich immer gut um ihn gekümmert haben.

Entspannt liegen

Als klar war, dass er als Spender in Frage kommt, war die Entscheidung schnell getroffen. ”Das mache ich. Ich war auch neugierig, wie so eine Spende abläuft.” Es gibt zwei verschiedene Methoden, Stammzellen zu spenden: die periphere Stammzellentnahme und die Knochenmarkentnahme. Die periphere Stammzellentnahme kommt inzwischen am häufigsten zum Einsatz. Bei dieser Methode werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren (Apherese) aus dem Blut gewonnen. So war es auch bei Stefan J. Also keine OP mit Narkose. ”Eigentlich muss man nur still und entspannt liegenbleiben”, sagt er.

Unterstützung erhielt der Mesmeroder von seiner Lebensgefährtin Janice Schilling, die selbst Krankenschwester ist, und von der Familie. Als Lebensretter sieht sich der Spender nicht. ”Für mich ist es eine ganz normale Sache, aber natürlich ist es auch ein gutes Gefühl, dass ich jemanden helfen konnte”, sagt er. Denn dem Patienten geht es nach der Transplantation gut, wie die DSD mitteilt. Eine direkte Kontaktaufnahme ist nicht möglich, lediglich in anonymer Form über die Spenderdatei. Beide haben sich bereits Briefe geschrieben.

In Deutschland gibt es 26 Stammzellspenderdateien

In Deutschland gibt es 26 Stammzellspenderdateien, in die sich potentielle Stammzellspender aufnehmen lassen können. Im zentralen Knochenmarkregister Deutschland (ZKRD) mit Sitz in Ulm laufen alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten aus den Stammzellspenderdateien zusammen. Die Deutsche Stammzellspenderdatei (DSD) gGmbH ist eine der größten dieser 26 Dateien in Deutschland. Die DSD wurde 1992 gegründet und hat ihren Sitz in Dessau-Roßlau. Mit etwa 180.000 registrierten Spendern konnte die DSD in den vergangenen 30 Jahren über 2.300 Patienten lebensrettende Stammzellen vermitteln. Sie baut kontinuierlich ihre Stammzellspenderdatei aus. Täglich werden Gewebemerkmale der Patienten mit denen der vorliegenden Spender verglichen, um so den am besten geeigneten Spender für Patienten weltweit zu finden.

Jede Hilfe zählt

Die Typisierungen werden ausschließlich durch Geldspenden finanziert. Jeder Euro hilft daher. Bei der Bank für Sozialwirtschaft kann unter IBAN: DE28 3702 0500 0001 3359 00 Geld gespendet werden. Wer zwischen 17 und 50 Jahre alt ist und sich typisieren lassen möchte, hat viele Möglichkeiten. Im Aktionskalender auf der Internetseite der DSD sind die nächsten Typisierungstermine und Blutspendeaktionen mit Typisierung verzeichnet. Alternativ kann man sich auch online ein Typisierungsset für zu Hause bestellen.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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