Dabei betonte Lies, dass in Deutschland und Niedersachsen noch ein sehr weiter Weg zu gehen sei, um die angepeilten Ausbau-Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien zu erreichen. „Wir brauchen PV-Anlagen auf jedem Dach“, verdeutlichte er beispielsweise im Bereich Solarenergie die Größe der Aufgabe, hinzu müssten Freiflächenanlagen kommen. Ebenso gelte es, den Ausbau der Windenergie voranzutreiben. Selbst bei Ausnutzung aller Potentiale, werde es nötig sein, grünen Wasserstoff zu importieren, um Deutschland mit ausreichend erneuerbarer Energie zu versorgen. Es sei schon in vielen Staaten möglich, grünen Wasserstoff wirtschaftlich zu produzieren. Hier böten sich diesen Ländern Entwicklungsmöglichkeiten, so Lies. Gleichzeitig habe Deutschland die Chance, seine Energielieferungen auf viele verschiedene Partner zu verteilen.
Um eben eine hohe Abhängigkeit von einem Lieferanten wie in den vergangenen Jahren Russland zu vermeiden. Die nun eingetretene Entwicklung müsse Warnung sein, nicht wieder in eine ähnliche Situation zu geraten. Der richtige Weg, um bezahlbare Energie und Versorgungssicherheit zu erhalten, sei der massive Ausbau der erneuerbaren Energien.
Bürger und Staat sollen sich Mehrkosten teilen:
Um die derzeitige Krise der explodierenden Energiekosten zu lösen, sei einerseits eine Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis dringend nötig. So sei eine Senkung der Strompreise auf ein erträgliches Maß zu erreichen. Beim Gaspreis liege die Sache schwieriger, weil tatsächlich ein Mangel des Rohstoffes vorliege. Maßnahmen wie die Vergrößerung des Angebotes über Flüssiggas-Lieferungen würden erst allmählich Wirkung entfalten. Eine Entlastung von Haushalten und Wirtschaft sei aber dringend nötig. Entsprechende Instrumente müssten zu einer Lösung führen, in der sich „Staat und Bürger die Mehrkosten teilen“. Sicherlich bringe das erhebliche Kosten für die öffentliche Hand mit sich, mit rund 40 Milliarden Euro im Jahr sei zu rechnen. Die Alternative wären jedoch erhebliche soziale Verwerfungen. „Es wird trotzdem hart“, so Lies mit Blick auf die kommenden Monate, aber die Situation bleibe handhabbar.
„Energieintensive Betriebe im Norden ansiedeln“:
Die Veranstaltung hatte der sozialdemokratische Landtagskandidat Jan-Philipp Beck organisiert. Dieser moderierte auch, als die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, auf Bierdeckeln notierte Fragen einzureichen. Lies hob beispielswiese hervor, dass Norddeutschland und Niedersachsen mit den Potentialen für Windenergie auf dem Meer die Chance hätten, zu einem Motor der Energiewende zu werden. Dabei sei es wichtig, neue energieintensive Industrie auch im Norden anzusiedeln, anstatt Leitungen bis nach Süddeutschland zu ziehen. Die Verwirklichung des Baus solcher Trassen sei ohnehin fraglich, weil bei Anwohnern kaum Akzeptanz für sie bestehe.
Zur Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien sei die Akzeptanz der Bürger entscheidend. Auch der ländliche Raum müsse profitieren beispielsweise von der Ansiedlung von Windkraft. Teilhabe der Bürger in Form von Genossenschaften, über verbilligte Strompreise und Abgabe eines Teils der Erlöse an die Kommunen seien hier Lösungen. Ebenso seien im PV-Bereich Lösungen zu finden, die über Genossenschaften beispielsweise die Bündelung verschiedener Dächer zur Stromerzeugung ermöglichen und unter anderem auch Bürgern das Einsteigen ermöglichen, die selbst nicht Dachbesitzer sind.
Auch zu Themen wie bezahlbares Wohnen oder den Umgang mit dem Wolf nahm Lies auf Nachfrage Stellung.