In der vergangenen Woche verwandelte sich das Aequitas Center in Hameln in einen Treffpunkt für Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft. Der Landvolktag des Bauernverbandes Weserbergland stellte eine zentrale Frage in den Mittelpunkt: Wie lässt sich der gesellschaftliche Zusammenhalt sichern, und was braucht es, damit das Leben auf dem Land eine Zukunft hat?
Zwischen Infoständen, angeregten Gesprächen und regionalen Produkten herrschte reges Treiben. Vertreter aus Wirtschaft, Bildung, Kommunen und Verbänden waren der Einladung gefolgt, um gemeinsam über die Entwicklung ländlicher Räume zu diskutieren. Von Beginn an war klar: Die Sorge um das Land ist längst kein Randthema mehr.
Moderator Wilhelm Purk eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem Hinweis auf die oft übersehene Rolle der Landwirtschaft in der Grundversorgung. Es gehe nicht nur um Verteidigungsfähigkeit, sondern auch um Nahrungsmittel, Energie und Wasser – zentrale Aspekte der Daseinsvorsorge.
Ein konkretes Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit lieferte die Stadtwerke Hameln Weserbergland. Geschäftsführerin Susanne Treptow berichtete von einer über 30 Jahre währenden Kooperation mit der Landwirtschaft zum Schutz des Trinkwassers. Das Ergebnis: Der Nitratwert liegt deutlich unter dem Grenzwert – ein Erfolg, der auf freiwilliger Zusammenarbeit beruht, nicht auf Verordnungen.
Trotz solcher Erfolge war der Tenor vieler Beiträge auch von Sorge geprägt. Der Rückzug staatlicher Angebote, fehlender öffentlicher Nahverkehr und medizinische Unterversorgung schwächen die Lebensqualität in kleinen Orten, warnte Matthias Wagner vom Arbeitgeberverband Weserbergland. Es drohe ein schleichender Verlust des ländlichen Raums.
Auch der Bildungsbereich spürt den Druck. Björn Ole Lenz von der Elisabeth-Selbert-Schule in Hameln betonte, wie entscheidend erreichbare Ausbildungsangebote für junge Menschen auf dem Land seien. Nur wer Perspektiven vor Ort biete, verhindere die Abwanderung.
Für Treptow steht fest, dass Daseinsvorsorge eine lokale Aufgabe bleiben müsse – ob bei Energie, Wasser oder Lebensmitteln. Es gehe um Versorgungssicherheit, aber auch um regionale Unabhängigkeit.
Ein Appell zur Zusammenarbeit kam von Manfred Tannen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Der „Niedersächsische Weg“, ein Dialogprojekt zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Politik, sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie gegenseitiges Verständnis wachsen könne – und wie sich ökologische und wirtschaftliche Interessen verbinden lassen.
Zum Abschluss betonte Frank Kohlenberg, Vorsitzender des Landvolks Weserbergland, die zentrale Botschaft der Veranstaltung: Die Gestaltungskraft liege in der Region selbst. Es brauche Mut, Verantwortung und gemeinsame Anstrengung, um das Leben auf dem Land lebendig zu halten. Doris Ahlswede-Meyer von den Landfrauen fand dazu ein starkes Bild. Nicht Straßen und Netze allein hielten das Land zusammen, sondern der Wille, füreinander Verantwortung zu übernehmen.