Die Schaumburger Trachtenkapelle gab am vergangenen Sonntag ihr Frühlingskonzert im Eilser Kursaal. Bereits zum neunten Mal spielte sie unter der Leitung von Freek Mestrini auf. Für böhmische und mährische Blasmusik, Märsche und Achttourige sind die Musiker bekannt. Bei den letzten Konzerten kamen Rocksongs und Filmmusik hinzu. Da wird die Luft für manchen Hobby-Musiker, wie sie auch in der Trachtenkapelle sitzen, eng. Nicht so für die Schaumburger Ausnahmeformation. Sie setzte am Sonntag noch einen drauf. Der „Kaskaden Marsch” gehört, genau wie die „Musikantenherzen”, zu den Pflichtstücken der oberen Kategorie bei den Europameisterschaften der böhmisch-mährischen Blasmusik. Die Schaumburger Trachtenkapelle lieferte viel mehr als „Dicke-Backen-Musik” und wurde am Sonntag zum Eilsener Europameister. Zudem wurde mit dem Western-Klassiker „Onkel Joe” scharf geschossen. Allerdings knallte und rauchte es bloß, als Dirk Hentschel mit der Knarre für das richtige „Cowboy”-Feeling sorgte. Doch damit nicht genug.
In der neunten Auflage des Frühlingskonzertes zeigte die Trachtenkapelle eine ganz neue Facette des musikalischen Könnens. Mit dem Lied „Murphys Gesetz” von Swingstar Roger Cicero überraschte nicht nur die Kapelle sondern vor allem Tubist Christian Simon. Er sang sich „beswingt” in die Herzen der Frauen und bestätigte die Erlebnisse vieler Männer. Denn „Murphys Gesetz” hat wohl jeden wenigstens einmal in seinem Leben getroffen. Ob im Alltag, wenn man sich ganz instinktiv an der falschen Kasse anstellt.
Oder es schlägt in der Liebe zu, denn „wenn dus ernst meinst, ja dann stell dich hinten an. Da ist längst schon ein anderer dran”. Lässig und mit viel Spaß an der Musik zeigten sich dann auch Lars Bögel und Freek Mestrini. Bögel gab ein legendäres Posaunensolo während Freek Mestrini den Rest der Kapelle mit seinem Hüftschwung auf Tempo hielt.
Auch die einzige Frau in den Reihen der Schaumburger Trachtenkapelle hatte einen großen Auftritt.
Maren Bögel spielte sich mit „Morricones Meldody” nicht nur unter die Haut, sondern bis in die Seele. Im Zuschauerraum wurden einige Taschentücher gezückt, kleine Tränen verstohlen weggewischt. Der letzte Ton verhallte im Saal, erst mit einer kleinen Verzögerung schenkten die Zuschauer der Flügelhornistin einen donnernden Applaus.
Mit einem Blick auf den Dirigenten, der auch gleichzeitig Maren Bögels Ehemann ist, forderte Freek Mestrini zur Belohung für das gelungene Solo „eine schöne Kette”. Doch das wird nicht nötig sein. Denn wie allen Musiker auf der Bühne ist Lars und Maren Bögel die Musik um ihrer selbst Willen Dank genug. Foto: ih