Alles hat klein angefangen. Aus einer Bürgerinitiative, die bolivianischen Kindern helfen sollte, ist eine offizielle Schulpartnerschaft geworden, die von der Samtgemeinde unterstützt wird. Passend zum Weltkindertag hatte sich in der Magister-Nothold-Grundschule seltener Besuch angekündigt: Eine Delegation der „Escuela Parroquial San Pedro” reiste in Form von Direktorin Hermana Sirlei Pozzatti und deren Kollegin Teresa Rosazza an und wurde von Vertretern der Gemeinde, dem Landtagsabgeordneten Grant Hendrik Tonne und Landesbischof Karl-Hinrich Manzke in Deutschland begrüßt. Die doppelte Feierstunde bot Nachdenkliches und Heiteres gleichermaßen. Matthias Hinse (WIR) war es wichtig, Denkanstöße zu vermitteln. Nachdem Lehrer Dietmar Buchholz die Entstehungsgeschichte der Partnerschaft kurz angerissen hatte, erinnerte er daran, dass auch in Deutschland Kinder in Armut leben, denen geholfen werden müsse. „Allein in Niedersachsen sind es 225.000.” Er verglich die Welt mit einem Dorf. Ein Motiv, dass er einem afrikanischen Sprichwort entnommen hatte. Es appelliere damit an alle, ihren Teil zum Wohlergehen der Kinder weltweit beizutragen. Hinse überreichte eine Spende in Höhe von 150 Euro für die bolivianischen Schüler. Pozzatti und Rosazza, erstmalig in Schaumburg zu Besuch, berichteten von den Gegebenheiten ihres Heimatlandes, insbesondere am Schulstandort Corroico. 54 Prozent der zehn Millionen Einwohner Boliviens seien indianischer Herkunft, gleichzeitig aber die schwächste Bevölkerungsgruppe. Zwei Millionen Kinder leben in extremer Armut, 800.000 auf der Straße, und verdienen sich ihr Überleben mit einfachen Arbeiten. Staatliche Einrichtungen gibt es kaum, die meisten erhalten noch nicht einmal Unterstützung seitens der Eltern. Neun von zehn Kindern werden sogar Opfer körperlichen Mißbrauchs´. Kindern ein Bleibe zu geben, wo ihnen Menschlichkeit und Werte vermittelt werden, war deshalb Pozzattis Anliegen, als sie die Schule übernahm. Anfangs nur ein einfaches Gebäude, dass nach ihren Schilderungen mehr einem Gefängnis glich, ist sie ihrem ideelen Ziel auch äußerlich nahe gekommen. Die Hilfe aus der Samtgemeinde hat maßgeblich dazu beigetragen. So ist, nach und nach, neben zusätzlichen Klassenräumen, einer Bibliothek, einer Toilettenanlage und einem Kindergarten sogar ein Fachraum für Musikunterricht entstanden, der bald eingeweiht wird. Zu der erfolgreichen Projektumsetzung haben Eltern der Kinder und nicht zuletzt die Lindhorster FSJ-Teilnehmer im Programm „weltwärts” beigetragen. Ein gutes Beispiel dafür, wie etliche Einzelpersonen gemeinsam viel bewirken und verändern können. „Aus kleinen Zuwendungen sind große Dinge geworden”, so Buchholz.Foto: nb