Die Schule geht vor, andere Investitionen müssen warten. Die Erweiterung der Grundschule am Stadtturm zur Ganztagsgrundschule wird erheblich teurer. Als Grund hierfür gibt das beauftragte Architekturbüro AAD Elektroarbeiten im Gebäudebestand, Brandschutzmaßnahmen, den Bau des Treppenhauses und eines Aufzuges bis in den zweiten Stock, den Mehraufwand für die Schaffung eines Werkraumes im Kellergeschoss mit Einbau einer neuen Treppe und einer Lüftungsanlage, eine Fundamentverstärkung im Mitteltrakt sowie steigende Baupreise durch eine erhöhte Auftragslage an. 320.000 Euro werden aus dem Haushalt der Stadt nachfinanziert, was der Rat in seiner letzten Sitzung mit zwölf Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen hat. Dafür werden an anderer Stelle Mittel gestrichen. Diese „Minderauszahlungen” betreffen Maßnahmen am Alten Kirchweg und den Schulhof am Schlosspark, den Kreisverkehrsplatz Enzer Straße/Gartenstraße, den Ausbau des Platzes vor der Zehntscheune, die Sanierung der Brunnen im Stadtgarten, die Flachdachsanierung der Schule Am Sonnenbrink und die Einrichtung der Schule am Stadtturm. Die Mittel für letztere werden 2011 neu veranschlagt. Auch innerhalb der Schule wird demnach verschoben und gestrichen. Ursprünglich ergab die Kalkulation von AAD sogar einen Mehrbedarf von 374.000 Euro. Um 54.000 Euro einzusparen entfallen „verzichtbare” Anteile der Planung, etwa die Raumteilung für Hausmeister und Sozialpädagoge, der außen liegende Sonnenschutz an der Mensa und Aula, sowie die Sonnenschutzverglasung an der an der Nordseite des Gebäudes. Auch auf die Verkleidung der Innendecke im Lehrbereich will die Verwaltung verzichten. Richard Wilmers (WIR) bezeichnete diese Entwicklung als „unglaublichen Vorgang” und wunderte sich, wie man als Architekturbüro so danebenliegen könne. „Davon kann man ein schickes Einfamilienhaus bauen.” Er könne nur „mit geballter Faust” zustimmen. Gunter Feuerbach (CDU) kritisierte den aus seiner Sicht „überzogenen Baustandard” erneut. Seine Fraktion habe bereits 2008 einvernehmlich gesagt, die Kosten seien zu hoch. Aus geplanten 2,9 seien jetzt bereits 3,3 Millionen geworden und das sei „noch nicht das Ende”. Seine Fraktion wolle nicht zustimmen.
Lothar Biege (FDP) kritisierte: „Wenn wir alle so handeln würden, würde der Bau nicht weitergehen.” Das sei die schlechteste Lösung. Für Karsten Becker (SPD) stehe die Qualität der Bildung im Vordergrund. Bei „erheblichen fachlichen Mängeln” wie diese sei ein Großteil der Mehrkosten auch bei jeder anderen Variante hinzuzufügen gewesen. „Nicht stimmig” sind für Erich Lockemann die kalkulatorischen Kosten. Darin liege nach seiner Ansicht ein großer Teil begründet. Bürgermeister Bernd Hellmann nannte die entstandenen Mehrkosten „unerfreulich”, die Arbeiten seien jedoch nicht vorhersehbar gewesen. Bauausschussvorsitzende Ute Steidel erinnert daran, dass die vorangegangenen Beschlüsse einstimmig gefasst worden seien. Sie mahnte, sich aus der Verantwortung zu stehlen, „wo mal etwas in den Brunnen gefallen ist.” Weitere Prüfungen sollen stattfinden. Foto: nb