Der Zug von Mose und den Israeliten durch das Rote Meer hat besonders gelitten. Vor dem großen Bild auf der hinteren Empore steht ein Gerüst. Das bringt Kerstin Klein vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und die aus Hamburg stammende Restauratorin für Wandmalerei, Christiane Maier, den historischen Strichen ganz nahe. Vermutlich sind die Malereien um 1577 entstanden, überdauerten später unter einer dicken Kalkschicht die Zeiten und wurden erst 1906 bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt. 1958 und 1989 erfolgten Reinigungen und Erneuerungen. .
Restauratorin Klein erstellt mit ihrem Kollegen Martin Krause aus dem Kunstreferat der hannoverschen Landeskirche einen Katalog mit dem aktuellen Zustand der Bilder. Dazu werden Staub, Ruß und Spinnweben, Blasen- oder Pustelbildung im Farbauftrag oder abblätternde Schichten registriert. Unterdessen hat Christiane Maier ein „Versuchsfeld” festgelegt. In diesem Abschnitt zeichnet sie die verblassten Konturen nach. „Strichretusche” nennt sich das für Laien aus der Ferne nicht, für Fachleute aus der Nähe in jedem Fall erkennbare Erneuern des historischen Bildes. An eine umfassende Restaurierung aller Malereien wird vorerst jedoch nicht gedacht.
„Die Schäden sind noch im Frühstadium”, hat Klein bereits erkannt. Um so wichtiger sei es deshalb, den Zustand zu erhalten. Deshalb würden mögliche Schadensursachen durch einen Bauphysiker ermittelt. Dessen Klimauntersuchung dauere ein Jahr und umfasst unter anderem auch einen Personenzählung. Denn neben Heizungswärme und ständige Luftfeuchte könnten auch die vielen Besucher zu Schäden beitragen.
Das sind nicht nur Kirchgänger und Hochzeitsgesellschaften, sondern die zahlreichen Gruppen, die das kunsthistorische Kleinod besichtigen. Schwitzende Menschen im Sommer oder Gäste mit feuchten Jacken und Mänteln im Winter wirken sich durchaus nachteilig aus.
Aber an eine Reglementierung der Zeiten in dem als „Offene Kirche” erklärten Gotteshaus denken Pastor Dieter Meimbresse und Kirchenvorsteher Herbert Meier nicht. Gleichwohl sprechen sie sich für „eine besonnene Nutzung” aus. Sorgen bereitet ihnen eher der momentane finanzielle Aufwand. Die jetzt begonnenen Untersuchungen kosten 22.000 Euro. 40 Prozent trägt die Landeskirche; von den verbleibenden 60 Prozent für den Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg soll die hiesige Kirchengemeinde mit 5300 Euro knapp die Hälfte tragen.
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