seine Sprache wiedergefunden: Er las humorvolle aber auch nachdenklich stimmende Verse aus den Meisterfedern der deutschen Satiriker, auf der bis auf den letzten Platz gefüllten Diele des Hauses.
Mehrfach wurde Janson an diesem Abend auf eine Szene angesprochen, die 48 Stunden zuvor über die Bildschirme gelaufen war: Als Gast in der Krankenhaus-Serie „In aller Freundschaft” hatte der ehemalige Trapezkünstler aus „Salto mortale”, wegen eines Gehirntumors die Sprache verloren. Das sei schon im Sommer gedreht worden, so der Schauspieler. Während seiner Lesung wechselte „Hausherr” Wilhelm Busch dabei im fröhlichen Reigen mit Morgenstern, Ringelnatz, Eugen Roth und Erich Kästner. Letzterer entpuppte sich als heimlicher Favorit Jansons.
Wenn er bei den Gedichten zur Pointe kam, habe bei dem inzwischen 75 Jährigen immer noch der Schalk aufgeblitzt - wie einst in den 70er Jahren, als er den ewigen Student „Bastian” mimte. Für ihn sei es etwas besonderes, dort zu lesen wo der Meister gelebt habe, so Janson. Sprach es, schob völlig uneitel die Lesebrille auf die Nase und startete mit Buschs autobiografischem Spätwerk „Balduin Bählmann” in einen literarischen Parforceritt, bei dem er ihm wichtig erscheinende Passagen immer wieder mit stimmigen Handbewegungen oder auch mal dem erhobenen Zeigefinger verstärkte. Im bunten Wechsel der Autoren ging es weiter und schon bald in die Pause. Der zweite Teil dauere länger, so der Vorleser. Dem war dann so. Dank einer Konzentration auf Kästner wurde der nonverbale Dialog zwischen Janson und dem Publikum immer inniger. Als aus Buschs „Haarbeuteln” die zum deutschen Allgemeingut gewachsenen Zeilen „Enthaltsamkeit ist das Vergnügen / An Sachen, welche wir nicht kriegen. / Drum lebe mäßig, denke klug. / Wer nichts gebraucht, der hat genug” über die Rampe kam, sei beiden Seiten deutlich geworden, wo die Ursprünge solcher Dichtkunst zu suchen seien. Nach gut zwei Stunden setzte Janson mit Joachim Ringelnatz den Schlusspunkt. Die Zugabe kam unisono vom Publikum, als Museumsleiterin Gudrun-Sophie Frommhage-Davar dem Künstler mit einer Flasche Rebensaft dankte. „Rotwein ist für alte Knaben / eine von den besten Gaben,” schallte es aus dem Parkett auf die Bühne. Bei Busch kennt man seinen Busch eben. Foto: privat