Der Moment zum Anstich des hölzernen Bockbierfasses war da und Lindhorsts Bürgermeister Hans-Otto Blume griff zu dem bereitgestellten wuchtigen Holzhammer. Vorsichtig, mehr mit Fingerspitzengefühl denn mit wuchtigen Schlägen, bugsierte der Bürgermeister den Zapfhahn in die dafür vorgesehene Fassöffnung. Ein erster Schluck des süffigen braunen Getränks floss in den Krug, Hans-Otto Blume wünschte in zünftiger „O‘zapft is - Manier” ein kräftiges Prosit - und dann zeigte sich der Bock bockig. Nur mit viel Mühe und Tricks vermochten Wilfried Pennekamp und Erwin Martin dem Fass mehr Bockbier zu entlocken. Das starke Bier schäumte nur schwach in die bereitgehaltenen Gläser. So kam es, dass das köstliche Getränk nur nach und nach an die Tische gebracht werden konnte. Aber die Gäste, unter ihnen Landrat Jörg Farr und Andreas Günther, frischgebackener Bürgermeister der Samtgemeinde Lindhorst, bewiesen Geduld. Schließlich half nur noch eines: Das hölzerne Fass wurde an die Zapfanlage der Theke angeschlossen - hierbei leistete der Mann vom Fach Ernst Glißmann wertvolle Hilfe - und dann floss der starke Bock mächtig in die Gläser und sorgte dafür, dass der Bockbieranstich erfolgreich zu Ende geführt werden konnte. Erst am nächsten Tag stellte sich nach einer gründlichen Untersuchung der Angelegenheit heraus, dass den Veranstaltern ein Versäumnis unterlaufen war. Nicht der Bock oder das Holzfass hatten sich widerspenstig gezeigt, sondern die Veranstalter hatten schlicht vergessen, dem Zapfhahn beim Anstich ein wichtiges Teil zuzufügen. Dies hatte die Verzögerungen verursacht. Aber das bereitete dem immensen Vergnügen der Menschen im Saal keinen Abbruch. Im Gegenteil: Bei Bockbier, Pils und anderen Getränke stieg der Stimmungspegel bis in die späten Nachtstunden stetig, wozu die Lauenhäger Bläser mit ihrer Musik kräftig beitrugen. Zu später Stunde schwärmten sogar Helfer aus, um ein weiteres Fass köstliches Pils heranzukarren.
Gunter Ludewig, Vorsitzender des Kultur- und Fördervereins, und Bürgermeister Hans-Otto Blume hatten die Gäste zu Beginn des Abends begrüßt. Landrat Jörg Farr sprach gutgelaunt und in aufgeräumter Stimmung in seinem Grußwort an die Runde („Meine erste Rede in solch einer erlauchten Bockbierrunde”) mit Anleihen bei Hermann Löns über die Lindhorster Tracht und zeigte sich erfreut, dass in Lindhorst die Frauen beim Bockbieranstich mitfeiern. Farr äußerte sich in hohem Maße anerkennend über den mittlerweile zum sechsten Mal zelebrierten Bockbieranstich auf Hof Gümmer und fühlte sich sichtlich wohl in dem früheren Bergarbeiterdorf. Der Landrat kündigte an, dass er demnächst dem vom Kultur- und Förderverein aufgebauten und betreuten Lindhorster Bergbau-Museum einen Besuch abstatten werde.
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