Die ersten Weihnachtsbäume sind abgeschmückt, die Lichterketten an den Wohnzimmerfenstern verschwunden. Das Jahr nähert sich dem Ende zu. Gemäß der Tradition lassen die meisten Menschen nun die vergangenen 12 Monate gedanklich Revue passieren. Was haben wir im letzten Jahr geschafft? Was ist schief gelaufen? Und wo ist noch Potenzial? Diese und andere Fragen stellte sich auch Niederwöhrens Samtgemeindebürgermeister Fritz Anke. Er spricht vor allem von „zwei wichtigen Highlights” im Jahr 2011: Die Kommunalwahl am 11. September und der Bau der Feuerwache „Süd-West” für die drei fusionierten Ortsfeuerwehren Niedernwöhren, Meerbeck und Volksdorf. „Im Grunde genommen hat sich im Rahmen der Kommunalwahlen für uns nicht viel geändert”, erläuterte Anke. Drei Fraktionen sind im Rat vertreten: SPD, CDU und die Grünen. Dennoch, kleinere Veränderungen gab es: Die CDU verlor einen ihrer Sitze, die Grünen gewannen einen dazu. Insgesamt kommt die SPD in der Samtgemeinde nun auf 12 Sitze, die CDU ist mit sieben Sitzen präsent, die Grünen müssen mit Zweien vorlieb nehmen. Auch der Posten des Ratsvorsitzenden wurde neu besetzt. Das Amt bekleidet künftig Dieter Kappmeier (SPD).
Weitaus größere Veränderungen brachte das im Oktober 2009 entworfenen Feuerwehrkonzept mit sich. Im Juli 2010 wurde der Spatenstich für die neue Wache gesetzt. Nach der Grundsteinlegung folgte zeitnah das Richtfest. Am 16. Dezember schließlich wurde der Neubau an die drei, im April fusionierten, Ortsfeuerwehren übergeben. „Insgesamt mussten wir rund 950 000 Euro für den Bau und zuzüglich 100 000 Euro für die Ausstattung der Außenanlage aufbringen”, erläutert Anke. „Das ergibt eine Gesamtsumme von eineinhalb Millionen Euro.” Die Ausgaben für den Neubau lagen somit rund 250 000 Euro über dem ursprünglich eingeplanten Budget. Als äußerst „gelungen” bezeichnete Anke den Ablauf des Projektes dennoch. „Wir freuen uns über die kurze Bauzeit von einem halben Jahr und darüber, dass wir das Gebäude bereits vor Jahresende übergeben konnten.” Der entgültige Umzug der Feuerwehr Niedernwöhren-Meerbeck in die neue Wache soll im Februar 2012 beendet sein. Ende April sollen dann auch die Einwohner an einem Tag der offenen Tür exklusive Einblicke in den Arbeitsalltag der Feuerwehrleute an der K 21 erhalten. Und es geht noch weiter: In drei Jahren sollen auch die Feuerwehren Lauenhagen, Nordsehl und Hülshagen in eine gemeinsame Wache ziehen.
Finanziell gesehen musste die Samtgemeinde 2012 weitere Einbußen verkraften. „Wir finanzieren uns aus einem Mix aus Eigenmitteln, Darlehnen und anderen Bausteinen. Aktuell sind unsere Rücklagen maßgeblich geschrumpft. Zwar ist uns die Haushaltsführung in diesem Jahr noch gut gelungen, doch im kommenden Jahr wird das weitaus schwieriger”, gab Anke zu bedenken. Zurzeit sieht sich die Gemeinde mit einer Deckungslücke von 500 000 Euro konfrontiert. Die momentane Verschuldung verteile sich rechnerisch auf rund 100 Euro pro Einwohner. Schwierig mache den Haushaltsausgleich vor allen Dingen die Tatsache, dass die Samtgemeinde auf die Umlagen der Gemeinden angewiesen sei, so der Samtgemeindebürgermeister. Dennoch blickt er zuversichtlich in die Zukunft: „Gerade jetzt müssen wir unserer Informationspflicht nachkommen. Und wir gehen davon aus, dass bis Mitte März ein ausgeklügelter Haushaltsplan bereit steht.”
Erfreuliche Nachrichten gab es bezüglich des Ausbaus der DSL-Versorgung in den Orten Pollhagen, Nordsehl und Lauenhagen. Mit der Versorgung gebe es keinerlei Probleme, das Projekt sei „gelungen”. Gut etabliert habe sich im vergangenen Jahr auch das Verbot der allgemeinen Brenntage. Dafür gingen in den vergangenen Monaten rund 250 Einzelgenehmigungen für die Verbrennung von Gartenabfällen in der Samtgemeinde ein. „Mittlerweile erhalten wir sogar Nachfragen von anderen Kommunen, die sich unser Konzept abschauen wollen.”
Noch nicht in trockenen Tüchern ist hingegen die Sanierungsplanung des fast 50-jährigen Nordsehler Hallenbades „Badewonnen”. In den vergangenen Monaten hatten sich ein Förderverein und eine Projektgruppe mit der Ausarbeitung fünf möglicher Erneuerungsmodule beschäftigt. Diese reichen von einer einfachen Sanierung bis hin zu einer Erweiterung des Gebäudes, inklusive Sauna- und Wellnessbereich. Kostenmäßig bewegen sich die unterschiedlichen Konzepte zwischen einer und fünf Millionen Euro. Eine große Investition. Dennoch: „Das Bad muss erneuert werden”, betonte Anke. „Gerade für Familien und Senioren ist dies ein wichtiges Thema. Dem dürfen wir uns nicht verschließen.” Die große Frage sei nun lediglich, in welchem Rahmen sich der Ausbau bewegt. „Finanziell gesehen wird dieses Projekt eine ordentliche Hausnummer für die Samtgemeinde.” Daher ist für den 16. Januar eine Ratssitzung geplant. Im Laufe des kommenden Jahr soll der Sanierungsplan dann konkretisiert werden. Die praktische Umsetzung soll voraussichtlich erst 2013 anlaufen. Im selben Jahr endet außerdem der aktuelle Stromvertrag der Samtgemeinde mit dem Stromanbieter E.ON. An dieser Stelle verfolgt Anke eine innovative Idee: „Wir prüfen, ob wir das Stromgeschäft in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Stromanbieter selbst in die Hand nehmen können.” Doch bis der laufende Vertrag mit E.ON im Oktober 2013 endet, ist noch Zeit. Und bis dahin müssten noch jede Menge Bietergespräche geführt werden.
In punkto Kinderbetreuung hält der Samtgemeindebürgermeister weiter an dem Konzept einer „familienfreundlichen Kommune” fest. Insgesamt kann die Gemeinde mit acht Kindertagesstätten, drei Integrationsgruppen und Ganztagsangeboten aufwarten. Ab 2013 sind die Kommunen dazu verpflichtet, einen Rechtsanspruch für unter dreijährige Kinder an Krippenplätzen zu erfüllen. Die Samtgemeinde konnte dieser Forderung nach 40 Betreuungsplätzen bereits vor zwei Jahren nachkommen und rüstete 2011 sogar noch auf: „Derzeit stehen in unseren Mitgliedsgemeinden 50 Plätze zur Verfügung.” Positive Resonanzen erhielt die Gemeinde daher vor allem von Eltern: „Dass wir im Bereich der Kinderbetreuung so gut aufgestellt sind, wird hoch anerkannt.” Und nicht nur das: „Dieses Angebot macht uns auch über die Gemeindegrenzen hinaus überaus attraktiv. Künftig möchten wir die Öffnungszeiten für Vormittagsgruppen zudem von 13 Uhr auf 15.30 Uhr ausweiten.” Diese Entscheidung stehe derzeit noch aus. Grundsätzlich habe die Samtgemeinde, wie im vergangenen Jahr, mit dem demografischen Wandel zu kämpfen. So ist ihre Einwohnerzahl, aktuellen Zahlen nach, um fünf Prozent gesunken. Die Gründe für diese Entwicklung sieht Anke nach wie vor im Rückgang der Geburten. Außerdem zögen viele Einwohner in andere Gebiete, um Nähe zum eigenen Arbeitsplatz herzustellen und eine bessere Infrastruktur nutzen zu können. Ein dritter Grund sei der enorme Mangel an Bauplätzen in der Gemeinde. „Aus diesem Grunde werden wir uns bemühen, verstärkt Bauplätze anzubieten und Möglichkeiten schaffen, um Baulücken zu schließen.” Auch neue Arbeitsplätze sollen in der Samtgemeinde geschaffen werden: „Dazu müssen wir Firmen ansiedeln oder ansässige Firmen erweitern, schulische Ganztagsangebote schaffen und die Infrastruktur zum Wohle der Bürger verbessern.”
Einen großen Dank sprach Anke vor allem den vielen ehrenamtlich Tätigen aus: „Diese Menschen opfern ihre Freizeit für den guten Zweck und legen ein erhebliches Engagement an den Tag. Ohne Ehrenamtliche geht heutzutage gar nichts mehr.” Der Samtgemeindebürgermeister lobte ferner die gute Zusammenarbeit des Rates mit den Fraktionen. „Wir sind ein gutes Team und immer für unsere Bürger da. Um diese gewinnbringende Arbeitsweise auch künftig fortzuführen zu können, müssten „immer wieder gemeinsame Kompromisse gefunden werden.” Für das kommende und zugleich letzte Jahr seiner Amtszeit hat sich der Samtgemeindebürgermeister viel vorgenommen: Den Finanzhaushalt ausgleichen, Krippenplätze ausweiten, Feuerwehren umsiedeln, Bau- und Arbeitsplätze schaffen, Infrastruktur verbessern und das Hallenbad sanieren. Ausschüsse müssen zusammenkommen, innovative Ideen verfolgt, Sitzungen einberufen und Haushaltsbücher gewälzt werden. Sicher ist dabei wohl vor allem eines: Nach dem entgültigen Abschmücken der Weihnachtsbäume bleibt es auch im Jahre 2012 spannend in Niedernwöhren.