Das Haus Hagemeyer lässt sich grob in zwei Gebäudeabschnitte, Neubau und Altbau, einteilen, die durch Lüftungsanlagen versorgt werden. Im Gebäudeteil Altbau „werkelt” eine betagte zentrale Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung mit Umluftbetrieb. Diese Anlage ist leider am Ende ihres Lebenszyklus angekommen und hat durch massive Ausfälle dazu geführt, dass es den Kunden besonders im Sommer richtig „heiß” wurde. So wurde das Ingenieurbüro Theurich und Klose aus Hannover beauftragt, einen Ersatz zu planen. „Es galt, die defekt Anlage durch eine dem aktuellen Stand der Technik entsprechende zu ersetzen. Hier standen zwei Ziele im Vordergrund: Ein gutes Klima für unsere Kunden und ein Plus für die Umwelt – damit wollen wir unserem Wandbild ‚Mural Global‘ zur Agenda 21 auch Taten folgen lassen”, erklärt Daniela Drabert, Mitglied der Geschäftsleitung bei Hagemeyer.
Schnell wurde bei der Analyse ein großer Hitzefaktor ausgemacht: die Beleuchtung. Die Beleuchtung innerhalb der Verkaufsflächen Altbau wird derzeit durch circa 3.600 konventionelle Deckeneinbaustrahler (CDM-T) sichergestellt. Bei diesen Leuchten muss nach drei Jahren regulär das Leuchtmittel getauscht werden. Dieser Zeitpunkt soll genutzt werden, um auf die LED-Technik umzusteigen. Bei den LED-Leuchten erfolgt die reduzierte Wärmeabgabe überwiegend nach oben in den Deckenzwischenraum. Bedingt durch das Abluftkonzept, bei dem die Abluftführung innerhalb der Verkaufsgeschosse zentral über die Deckenzwischenräume erfolgt, kann die innere Kühllastentwicklung hierdurch stark reduziert werden.
Die Folge für die zu erneuernde Raumlufttechnik ist unter anderem ein geringerer Energieverbrauch. Die vorhandene zentrale Lüftungsanlage wird durch eine kleinere Lüftungsanlage ersetzt. Die Anlage wird mit einem regenerativen Wärmetauscher und integrierter Kälteanlage ausgerüstet.
„Wir werden die Maßnahme im März abschließen”, sagt Jürgen Ahrens, geschäftsführender Gesellschafter von Hagemeyer. „So können unsere Kunden im kommenden Sommer bei ‚Wohlfühltemperaturen‘ die neueste Mode anprobieren. Oder sich einfach ein wenig von der Sommerhitze bei uns erholen. Eigentlich ist es ein dreifacher Kundennutzen, denn für den Umbau brauchen wir Platz, da wir weite Teile des Verkaufsraum absperren müssen. So kommen unsere Kunden ab heute in den Genuss von einem attraktivem Zusatzrabatt.”
Dazu ergänzt Martin Heinzmann, Geschäftsführer Personal & Organisation: „Und das Ganze bei gutem Gewissen für die Umwelt. Die prognostizierten Einsparungen an elektrischer Energie nach Umsetzung der Maßnahme liegen in Summe bei circa 1.000.000 kWh pro Jahr. Je nach Erzeugungsart der elektrischen Energie liegt die im direkten Zusammenhang stehende CO2-Einsparung bei circa 600 Tonnen CO2 pro Jahr. Diese Menge an CO2 wird zum Vergleich auch bei einer Kilometerleistung von 3.340.000 km eines PKW freigesetzt. Für eine temporäre CO2-Fixierung dieses Einsparpotentials wäre die Anpflanzung von circa 55.000 Fichten erforderlich.”
Mit der ganzheitlichen Betrachtung und dem Einsatz modernster LED-Technik macht Hagemeyer bundesweit einen großen Schritt nach vorn und ist Vorbild für andere. Das Projekt wird aufgrund seiner außergewöhnlich hohen Energieeinsparung auch durch die KfW gefördert – obwohl im Förderprogramm „Umweltfreundlicher Einzelhandel” hauptsächlich die Kühltheken des Lebensmittelhandels „Zielgruppe” sind.
Die LED-Beleuchtung wird zusammen mit der Firma D+L Lichtplanung und Philips komplett neu entwickelt und auf die Bedürfnisse des Modeeinzelhandel abgestimmt. Der Einsatz regenerativer Energien kann nur gelingen, wenn der Stromverbrauch sinkt. Gleichzeitig darf jedoch das Einkaufserlebnis der Kunden nicht leiden. Wie Unternehmen diesen Spagat in der Praxis meistern können, das zeigt Hagemeyer in Minden.